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Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung

Das Ab­fluss­ver­hal­ten na­tür­li­cher Ge­wäs­ser mit wech­seln­den  Ab­flüs­sen  be­fin­det sich in einem Fließ­gleich­ge­wicht. Sol­che Ge­wäs­ser haben einen sehr ge­rin­gen Un­ter­hal­tungs­auf­wand. Im Laufe der Jahr­hun­der­te wur­den un­se­re Ge­wäs­ser für eine  bes­se­re wirt­schaft­li­che Nutz­bar­keit des Was­sers und der na­tür­li­chen Über­schwem­mungs­flä­chen in ihrem Ver­lauf und Pro­fil teil­wei­se er­heb­lich ver­än­dert.  Damit  das Was­ser in ihnen immer mög­lichst schad­los ab­flie­ßen kann, be­darf die­ser aus­ge­bau­te Ge­wäs­ser­zu­stand einer dau­er­haf­ten Er­hal­tung. Neben der Si­che­rung des ord­nungs­ge­mä­ßen Was­ser­ab­flus­ses dient die Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung heute auch der öko­lo­gi­schen Ent­wick­lung der Ge­wäs­ser als Le­bens­raum für Flora und Fauna.

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In­halt und Ziele bei der Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung

Die ord­nungs­ge­mä­ße Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung spielt für einen rei­bungs­lo­sen Was­ser­ab­fluss eine be­deu­ten­de Rolle. Dazu ge­hört eben­so die Pfle­ge und Ent­wick­lung der Ge­wäs­ser. Sie muss sich dabei an den Be­wirt­schaf­tungs­zie­len der EG-​Wasserrahmenrichtlinie aus­rich­ten und darf diese nicht ge­fähr­den. Sie ist Be­stand­teil der Fluss­ge­biets­be­wirt­schaf­tung und in deren Kon­text zu ver­ste­hen und wahr­zu­neh­men. Bei der Un­ter­hal­tung ist den Be­lan­gen des Na­tur­haus­halts Rech­nung zu tra­gen, Bild und Er­ho­lungs­wert der Ge­wäs­ser­land­schaft sind zu be­rück­sich­ti­gen.

Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung ist heute nicht mehr nur „klas­si­scher“ Was­ser­bau, son­dern ein sehr kom­ple­xes Auf­ga­ben­ge­biet. Der Un­ter­hal­tungs­pflich­ti­ge be­fin­det sich in einem stän­di­gen Span­nungs­feld un­ter­schied­lichs­ter An­for­de­run­gen. Hier­zu ge­hö­ren For­de­run­gen an­lie­gen­der Nut­zer nach Er­hal­tung des ord­nungs­ge­mä­ßen Ab­flus­ses, um an­gren­zen­de Flä­chen vor Ver­näs­sun­gen zu schüt­zen und Ab­flüs­se aus Ent­wäs­se­rungs­an­la­gen zu si­chern sowie die ge­setz­li­chen Vor­ga­ben des Gewässer-​ und Na­tur­schut­zes, deren Er­fül­lung eine mög­lichst scho­nen­de, öko­lo­gisch aus­ge­rich­te­te Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung ver­langt. Dies er­for­dert von den Un­ter­hal­tungs­pflich­ti­gen eine sorg­fäl­ti­ge Ent­schei­dung dar­über, wel­che Un­ter­hal­tungs­maß­nah­men durch­zu­füh­ren sind und wel­che Me­tho­den bei der Un­ter­hal­tung an­ge­wen­det wer­den.

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His­to­rie

In der Ver­gan­gen­heit wurde durch die oft ein­sei­ti­ge Zweck­be­stim­mung der Fließ­ge­wäs­ser, die auf be­stimm­te Nut­zungs­ar­ten ge­rich­tet war, ein hoher Aus­bau­grad er­reicht, ohne dass die Ge­stal­tung des Land­schafts­bil­des und die Si­che­rung der Ar­ten­viel­falt in Flora und Fauna ge­nü­gend Be­rück­sich­ti­gung fan­den. Dies zeigt sich ins­be­son­de­re darin, dass nach der Er­fas­sung des öko­mor­pho­lo­gi­schen Zu­stands 75 Pro­zent der Ge­wäs­ser in Sachsen-​ An­halt den Struk­tur­klas­sen 3 bis 5 (mäßig bis stark ver­än­dert) zu­ge­ord­net wer­den muss­ten.

Be­reits vor der Um­set­zung der Was­ser­rah­men­richt­li­nie der Eu­ro­päi­schen Union in na­tio­na­les Recht (Was­ser­haus­halts­ge­setz des Bun­des, Was­ser­ge­setz für das Land Sachsen-​ An­halt) waren die Ge­wäs­ser im Rah­men der Un­ter­hal­tung als Be­stand­teil der na­tür­li­chen Um­welt, ins­be­son­de­re als Le­bens­stät­te für Pflan­zen und Tiere zu be­rück­sich­ti­gen. Die na­tür­li­chen Le­bens­grund­la­gen waren zu be­wah­ren und zu ver­bes­sern. Durch Un­ter­hal­tungs­maß­nah­men, die dem je­wei­li­gen na­tur­räum­li­chen Cha­rak­ter ent­spre­chen, wurde be­reits eine Ver­bes­se­rung des Zu­stan­des an aus­ge­wähl­ten Ge­wäs­sern er­reicht. Diese Ent­wick­lung wird kon­se­quent wei­ter­ge­führt.

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Recht­li­che An­for­de­run­gen

Die ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen zur Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung in Deutsch­land sind  im Was­ser­haus­halts­ge­setz (WHG) des Bun­des sowie in den Lan­des­was­ser­ge­set­zen ent­hal­ten. In Sachsen-​Anhalt be­steht eine ei­ge­ne Re­ge­lung zur Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung, die von der bun­des­recht­li­chen Regel in Pa­ra­graf 39 WHG ab­weicht.

Pa­ra­graf 52 des Was­ser­ge­set­zes für das Land Sachsen-​Anhalt (WG LSA) schreibt vier ein­zel­ne In­hal­te der Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung fest:

  • den ord­nungs­ge­mä­ßen Ab­fluss
  • die Er­hal­tung der Schiff­bar­keit an schiff­ba­ren Ge­wäs­sern,
  • die Pfle­ge und
  • die Ent­wick­lung der Ge­wäs­ser.

Damit wurde durch den Ge­setz­ge­ber der Er­hal­tung des Was­ser­ab­flus­ses min­des­tens die glei­che Prio­ri­tät ein­ge­räumt, wie der Pfle­ge und Ent­wick­lung eines Ge­wäs­sers. Alle In­hal­te haben sich an den Be­wirt­schaf­tungs­zie­len des Pa­ra­graf 102 WG LSA in Ver­bin­dung mit den Pa­ra­gra­fen 27 fort­fol­gend WHG (ent­spre­chend den Qua­li­täts­zie­len der EG-​Wasserrahmenrichtlinie) aus­zu­rich­ten und dür­fen die Er­rei­chung die­ser Ziele nicht ge­fähr­den.

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Prak­ti­sche Un­ter­hal­tung

Zur Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung ge­hö­ren Maß­nah­men ins­be­son­de­re zur:

  • Rei­ni­gung und Räu­mung, zur Frei­hal­tung und zum Schutz des Ge­wäs­ser­betts ein­schließ­lich der Ufer
  • Er­hal­tung und An­pflan­zung stand­ort­ge­rech­ter Ufer­ge­höl­ze und die Er­neue­rung des Baum­be­stan­des
  • Un­ter­hal­tung und zum Be­trieb der An­la­gen, die der ord­nungs­ge­mä­ßen Ab­füh­rung des Was­sers die­nen (zum Bei­spiel Schöpf­wer­ke, Wehre)

Diese Maß­nah­men sind durch den Un­ter­hal­tungs­pflich­ti­gen so durch­zu­füh­ren, dass so­wohl der Was­ser­ab­fluss ge­währ­leis­tet, aber auch die Rolle der Ge­wäs­ser als Le­bens­raum mit ver­schie­de­nen um­welt­ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen zu be­ach­ten ist.

Die Un­ter­hal­tungs­pflich­ti­gen stel­len jähr­li­che  Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tungs­plä­ne auf, die die an einem Ge­wäs­ser oder Ge­wäs­ser­ab­schnitt durch­zu­füh­ren­den Maß­nah­men be­inhal­ten.

An Ge­wäs­sern oder Ge­wäs­ser­ab­schnit­ten, wo zwi­schen der Nut­zung an­gren­zen­der Flä­chen und öko­lo­gi­schen An­for­de­run­gen na­he­zu un­ver­ein­ba­re Ge­gen­sät­ze be­stehen, ist es zweck­mä­ßig, einen Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tungs­rah­men­plan auf­zu­stel­len.

Der Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tungs­rah­men­plan stellt eine we­sent­li­che Grund­la­ge für den Ab­wä­gungs­pro­zess zwi­schen der Er­hal­tung eines ord­nungs­ge­mä­ßen Zu­stan­des für den Was­ser­ab­fluss und der maß­geb­li­chen Be­rück­sich­ti­gung der Be­deu­tung der Ge­wäs­ser für den Na­tur­haus­halt dar. Bei der Auf­stel­lung des Plans sol­len Kon­flik­te zwi­schen den In­ter­es­sen der Nut­zer der An­lie­ger­grund­stü­cke, den für den Gewässer-​ und Na­tur­schutz ver­ant­wort­li­chen Be­hör­den und Ver­bän­den auf­ge­zeigt und einer Lö­sung zu­ge­führt wer­den. Er ent­hält im Er­geb­nis der Ab­stim­mung mit den Be­tei­lig­ten kon­kre­te Vor­ga­ben für die re­gel­mä­ßig durch­zu­füh­ren­den Un­ter­hal­tungs­ar­bei­ten.

Mit dem In­kraft­tre­ten der Lan­des­ver­ord­nung zur Um­set­zung von NA­TU­RA 2000 in Sachsen-​Anhalt wird das Vor­lie­gen von schutz­zweck­kon­for­men Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tungs­rah­men­plä­nen an Be­deu­tung ge­win­nen. So­weit für diese Pläne die Zu­stim­mung der Na­tur­schutz­be­hör­de vor­liegt, wird die ord­nungs­ge­mä­ße Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung in NA­TU­RA 2000 Ge­bie­ten frei­ge­stellt.

Ge­wäs­ser­schau­en
Zur Kon­trol­le des Un­ter­hal­tungs­zu­stan­des eines Ge­wäs­sers oder eines Ge­wäs­ser­ab­schnit­tes  sind die Ge­wäs­ser 1. und 2. Ord­nung durch die Was­ser­be­hör­den re­gel­mä­ßig zu schau­en. Die Was­ser­be­hör­den kön­nen mit deren Ein­ver­ständ­nis den Un­ter­hal­tungs­ver­bän­den diese Auf­ga­be über­tra­gen. Davon wird in der Regel Ge­brauch ge­macht. Ge­wäs­ser­schau­en wer­den re­gel­mä­ßig min­des­tens ein­mal jähr­lich durch­ge­führt.
Ins­be­son­de­re fol­gen­de Punk­te wer­den be­gut­ach­tet und so­weit not­wen­dig ent­spre­chen­de  Fest­le­gun­gen ge­trof­fen

  • Zu­stand des Ge­wäs­ser­pro­fils ins­be­son­de­re für einen ord­nungs­ge­mä­ßen Was­ser­ab­fluss
  • Be­gut­ach­tung des Be­wuch­ses im Ge­wäs­ser und auf den Ufer­bö­schun­gen
  • Se­di­ment­ab­la­ge­run­gen, die den Ab­fluss be­hin­dern
  • Not­wen­dig­keit zur Ufer­sta­bi­li­sie­rung
  • Funk­ti­ons­tüch­tig­keit von An­la­gen, die dem Was­ser­ab­fluss die­nen, wie zum Bei­spiel Schöpf­wer­ke
  • An­la­gen am und im Ge­wäs­ser
  • Ge­wäs­ser­pfle­ge­ar­bei­ten.

Der Schau­ter­min wird in den Ge­mein­den öf­fent­lich be­kannt ge­ge­ben. Neben Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern der un­te­ren Naturschutz-​ und Forst­be­hör­den, den Äm­tern für Land­wirt­schaft, Flur­neu­ord­nung und Fors­ten sowie den an­er­kann­ten Na­tur­schutz­ver­ei­ni­gun­gen und land­wirt­schaft­li­chen Be­rufs­ver­bän­den kön­nen auch an­de­re In­ter­es­sier­te an den Schau­ter­mi­nen teil­neh­men.
Die Er­geb­nis­se wer­den pro­to­kol­la­risch fest­ge­hal­ten und bei der künf­ti­gen Un­ter­hal­tung be­rück­sich­tigt.

Leit­fa­den
Für Sachsen-​Anhalt wurde durch den Was­ser­ver­bands­tag e. V. (WVT) ge­mein­sam mit dem Mi­nis­te­ri­um für Land­wirt­schaft und Um­welt Sachsen-​Anhalt ein fach­li­cher Leit­fa­den "Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung in Sachsen-​Anhalt - Teil A: Rechtlich-​fachlicher Rah­men" her­aus ge­ge­ben. Die­ser Leit­fa­den be­rück­sich­tigt neben den ak­tu­el­len Re­ge­lun­gen des Was­ser­ge­set­zes für das Land Sachsen-​Anhalt die his­to­ri­sche Ent­wick­lung des Ge­wäs­ser­aus­baus, gibt unter an­de­rem Klar­stel­lun­gen zum Be­hör­den­be­griff für Ent­schei­dun­gen zum Rück­schnitt von Röh­richt und um­fang­rei­che Hin­wei­se zu Hand­lungs­spiel­räu­men für die Un­ter­hal­tung ein­schließ­lich Emp­feh­lun­gen für den Zeit­punkt der Durch­füh­rung ein­zel­ner Maß­nah­men.

Leit­fa­den

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Ge­wäs­ser 1. Ord­nung

Im Land Sachsen-​Anhalt be­fin­den sich 26.811 Ki­lo­me­ter Fließ­ge­wäs­ser. 2.653 Ki­lo­me­ter davon wur­den wegen ihrer er­heb­li­chen was­ser­wirt­schaft­li­chen Be­deu­tung als Ge­wäs­ser ers­ter Ord­nung ein­ge­stuft. Sie wer­den un­ter­hal­ten:

  • vom Land, ver­tre­ten durch den Lan­des­be­trieb für Hoch­was­ser­schutz und Was­ser­wirt­schaft (LHW). Wei­te­re In­for­ma­tio­nen dar­über, wel­che Ge­wäs­ser und An­la­gen von den 7 Fluss­be­rei­chen des LHW un­ter­hal­ten wer­den, kön­nen auf den In­ter­net­sei­ten des LHW ein­ge­se­hen wer­den.
  • von der Was­ser­stra­ßen­ver­wal­tung des Bun­des, so­fern sie Bun­des­was­ser­stra­ßen sind (Elbe, un­te­re Saale und Havel)

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Hoch­was­ser­füh­ren­de Ge­wäs­ser

In die­sen Ge­wäs­sern kommt der Ge­währ­leis­tung eines ord­nungs­ge­mä­ßen Was­ser­ab­flus­ses eine be­son­ders hohe Be­deu­tung zu.  Die Un­ter­hal­tungs­auf­wen­dun­gen für diese Ge­wäs­ser zur Frei­hal­tung des Hoch­was­ser­pro­fils sind be­son­ders hoch. Die meis­ten wie­der­keh­rend hoch­was­ser­füh­ren­den Ge­wäs­ser wur­den auf­grund ihrer über­re­gio­na­len Be­deu­tung für den Hoch­was­ser­schutz als Ge­wäs­ser 1. Ord­nung ein­ge­stuft  und wer­den vom Land oder im Fall der Bun­des­was­ser­stra­ßen vom Bund un­ter­hal­ten.

Für diese Ge­wäs­ser wird ein Hoch­was­ser­mel­de­dienst durch­ge­führt. Ak­tu­el­le In­for­ma­tio­nen zum Hoch­was­ser­ge­sche­hen kön­nen über die Seite der Hoch­was­ser­vor­her­sa­ge­zen­tra­le oder über das Län­der­über­grei­fen­de Hoch­was­ser Por­tal ab­ge­ru­fen wer­den.

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Bei­trags­pflicht Ge­wäs­ser 1. Ord­nung

Seit dem 1. Ja­nu­ar 2015 wer­den auch die Flä­chen zur Bei­trags­pflicht her­an­ge­zo­gen, die in die Ge­wäs­ser 1. Ord­nung ent­wäs­sern. Aus­ge­nom­men davon sind Flä­chen, die in Bun­des­was­ser­stra­ßen ent­wäs­sern. Die Re­ge­lung zielt auf eine Gleich­be­hand­lung zu den be­reits bei­trags­pflich­ti­gen Grund­stü­cken ab, die in Ge­wäs­ser 2. Ord­nung ent­wäs­sern. Die Kos­ten für die Un­ter­hal­tung der Ge­wäs­ser 1. Ord­nung wer­den dabei auf die im je­wei­li­gen Un­ter­hal­tungs­ver­band gül­ti­ge Bei­trags­hö­he be­grenzt. Die Un­ter­hal­tungs­ver­bän­de er­he­ben diese Bei­trä­ge und er­stat­ten sie dann dem Lan­des­be­trieb für Hoch­was­ser­schutz und Was­ser­wirt­schaft als dem dafür Un­ter­hal­tungs­pflich­ti­gen. Auch diese Bei­trä­ge kön­nen von den Mit­glieds­ge­mein­den auf die Flä­chen­ei­gen­tü­mer um­ge­legt wer­den.

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Ge­wäs­ser 2. Ord­nung

Die Ge­wäs­ser zwei­ter Ord­nung wer­den von 28 Un­ter­hal­tungs­ver­bän­den (UHV), die in der An­la­ge 4 des Was­ser­ge­set­zes auf­ge­führt sind, flä­chen­de­ckend in Sachsen-​Anhalt un­ter­hal­ten. Mit­glie­der der Ver­bän­de sind die Ge­mein­den im je­wei­li­gen Nie­der­schlags­ge­biet. Die meis­ten Ver­bän­de sind im Was­ser­ver­bands­tag e. V. Bre­men, Nie­der­sach­sen, Sachsen-​Anhalt or­ga­ni­siert, der sie in fach­li­chen Fra­gen berät und ver­tritt.

Die Rechts­auf­sicht über die Un­ter­hal­tungs­ver­bän­de ob­liegt den zu­stän­di­gen un­te­ren Was­ser­be­hör­den.

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Un­ter­hal­tungs­bei­trä­ge

Die Un­ter­hal­tungs­ver­bän­de er­he­ben für die Durch­füh­rung der er­for­der­li­chen Un­ter­hal­tungs­maß­nah­men von ihren Mit­glie­dern Bei­trä­ge auf der Grund­la­ge einer Sat­zung. Die  Er­he­bung der Bei­trä­ge er­folgt seit 1. Ja­nu­ar 2010 gemäß Pa­ra­graf 55 WG LSA nach zwei Kom­po­nen­ten:

  1. nach dem Ver­hält­nis der Flä­che, mit dem die Mit­glie­der am Ver­bands­ge­biet be­tei­ligt sind (Flä­chen­bei­trag), und
  2. nach dem Ver­hält­nis der Ein­woh­ner­zah­len der Ge­mein­den im Ver­bands­ge­biet gemäß Pa­ra­graf 149 der Ge­mein­de­ord­nung zur Ge­samt­ein­woh­ner­zahl als Maß­stab für die Er­schwe­rung der Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung durch ver­sie­gel­te Flä­chen (Er­schwer­nis­bei­trag).

Die Ge­mein­de, als Mit­glied eines Un­ter­hal­tungs­ver­ban­des, kann so­weit sie sich nicht für eine an­de­re Art der Fi­nan­zie­rung ent­schei­det, die Ver­bands­bei­trä­ge für Grund­stü­cke, die nicht im Ei­gen­tum der Ge­mein­de ste­hen, vor­ran­gig auf die Ei­gen­tü­mer, Erb­bau­be­rech­tig­ten oder er­satz­wei­se auf die Nut­zer der im Ge­mein­de­ge­biet ge­le­ge­nen, zum Ver­bands­ge­biet ge­hö­ren­den Grund­stü­cke um­le­gen.

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Mehr­kos­ten

Von den Auf­wen­dun­gen zur Ge­wäs­ser­un­ter­hal­tung sind vor der Er­he­bung der Bei­trä­ge die Mehr­kos­ten ab­zu­set­zen. Diese sind aus­schließ­lich von den Ver­ur­sa­chern auf­zu­brin­gen. Mehr­kos­ten sind die Kos­ten, die die Auf­wen­dun­gen für die Un­ter­hal­tung er­hö­hen, weil ein Grund­stück be­son­ders ge­si­chert wer­den muss oder eine An­la­ge im oder am Ge­wäs­ser die Un­ter­hal­tung er­schwert. Mög­li­che zu­sätz­li­che Auf­wen­dun­gen sind bei­spiels­wei­se die zu­sätz­li­che Ent­fer­nung von er­höh­ter Se­di­men­tan­samm­lung vor An­la­gen wie Brü­cken oder ein er­höh­ter Krau­tungs­auf­wand un­ter­halb von Ab­was­ser­ein­lei­tun­gen.

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An­la­gen zur Was­ser­ab­füh­rung

Die Un­ter­hal­tung und der Be­trieb der An­la­gen, die der Ab­füh­rung des Was­sers die­nen, ob­liegt dem für das Ge­wäs­ser Un­ter­hal­tungs­pflich­ti­gen. Es han­delt sich hier­bei um sol­che An­la­gen, die als fes­tes Quer­bau­werk im Ge­wäs­ser ver­blei­ben und re­gel­mä­ßig Was­ser­stän­de und Ab­flüs­se im Ge­wäs­ser ge­währ­leis­ten ohne dabei einen ein­zel­nen Nut­zungs­zweck zu ver­fol­gen. Hier­zu zäh­len auch An­la­gen, die als Be­stand­teil des Ge­wäs­sers des­sen Aus­bau­zu­stand be­stim­men und si­chern. An­la­gen, die dem Un­ter­hal­tungs­be­griff un­ter­fal­len, sind ins­be­son­de­re  Soh­len­bau­wer­ke, Stütz­schwel­len oder  Über­fall­weh­re.

Davon zu un­ter­schei­den sind  An­la­gen die be­stimm­ten Be­nut­zungs­zwe­cken die­nen. An­la­gen, die für be­stimm­te Zei­ten oder Er­eig­nis­se durch Hem­men des Was­ser­ab­flus­ses den Was­ser­spie­gel heben oder Was­ser an­sam­meln, sind Stau­an­la­gen im Sinne der Pa­ra­gra­fen 36 fort­fol­gend WG LSA. Stau­an­la­gen, die einer Ge­wäs­ser­be­nut­zung die­nen, sind grund­sätz­lich vom In­ha­ber der was­ser­recht­li­chen Er­laub­nis zu be­die­nen und zu un­ter­hal­ten.

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Dei­che

Dei­che sind tech­ni­sche Bau­wer­ke ent­lang hoch­was­ser­ge­fähr­de­ter Flüs­se, die da­hin­ter­lie­gen­de  be­sie­del­te Flä­chen vor Über­flu­tun­gen schüt­zen. Der DIN-​gerechte Neu­bau und die An­pas­sung des be­stehen­den Deich­sys­tems an die gel­ten­den tech­ni­schen Vor­schrif­ten sind ein wich­ti­ger Bau­stein der Hoch­was­ser­schutz­kon­zep­ti­on des Lan­des Sachsen-​Anhalt.
Die lau­fen­de Pfle­ge und kon­ti­nu­ier­li­che Un­ter­hal­tung der Deich­an­la­gen zum Schutz vor Hoch­was­ser­ge­fah­ren sind von ent­schei­den­der Be­deu­tung für deren Stand­fes­tig­keit. Die Gras­nar­be ist dau­er­haft und dicht zu er­hal­ten, zu pfle­gen und vor Be­schä­di­gun­gen zu schüt­zen. Hier­zu ist eine re­gel­mä­ßi­ge Mahd er­for­der­lich. Eine wirt­schaft­li­che und zu­gleich öko­lo­gisch sinn­vol­le Me­tho­de zur Pfle­ge der Gras­nar­be des Dei­ches stellt die Hu­tung durch Scha­fe dar. Neben der Kurz­hal­tung des Gra­ses be­wir­ken die Huf­trit­te auch eine Ver­dich­tung des Bo­dens bei  Be­schä­di­gun­gen durch Wühl­tie­re und tra­gen so zur Er­hal­tung der Stand­fes­tig­keit des Dei­ches bei.
Der Auf­wuchs von grö­ße­ren Ge­höl­zen mit ihren Wur­zeln stellt wegen der Bil­dung von Hohl­räu­men eine Ge­fahr für die Stand­fes­tig­keit von Dei­chen dar. Dar­über hin­aus kann die Zu­gäng­lich­keit für Maß­nah­men der Hoch­was­ser­ab­wehr be­ein­träch­tigt sein. Ge­hölz­be­wuchs auf und an Dei­chen kann des­halb nur sehr re­strik­tiv zu­ge­las­sen wer­den und ist durch ge­eig­ne­te Pfle­ge­maß­nah­men  zu re­gu­lie­ren.
Durch den Lan­des­be­trieb für Hoch­was­ser­schutz und Was­ser­wirt­schaft wer­den ak­tu­ell rund 1300 Ki­lo­me­ter Hoch­was­ser­schutz­dei­che un­ter­hal­ten. Diese Zahl un­ter­liegt auf­grund der ge­plan­ten und lau­fen­den bau­li­chen Maß­nah­men der Ver­än­de­rung.

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Schleu­sen

Schleu­sen sind In­ge­nieur­bau­wer­ke, die es Was­ser­fahr­zeu­gen er­mög­licht, Was­ser­stands­un­ter­schie­de zwi­schen ein­zel­nen Ab­schnit­ten einer Was­ser­stra­ße zu über­win­den.

Die Schleu­sen an den Bun­des­was­ser­stra­ßen Elbe, Saale un­ter­halb Bad Dür­ren­berg und der Un­te­ren Havel-​Wasserstraße un­ter­ste­hen der Zu­stän­dig­keit der Wasser-​ und Schiff­fahrts­äm­ter des Bun­des.

Die Schleu­sen an der obe­ren Saale und der Un­strut wer­den durch den Lan­des­be­trieb für Hoch­was­ser­schutz und Was­ser­wirt­schaft un­ter­hal­ten und be­trie­ben.

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