Menu
menu

Ar­ten­schutz in Sachsen-​Anhalt – über­grei­fen­der Natur-​ und Ge­wäs­ser­schutz im Mit­tel­punkt

Der fort­schrei­ten­de Kli­ma­wan­del be­droht durch Ex­trem­wet­ter­er­eig­nis­se sowie län­ger an­hal­ten­de Tro­cken­pe­ri­oden und Dür­ren zu­neh­mend die bio­lo­gi­sche Viel­falt. Al­lein in Sachsen-​Anhalt gel­ten der­zeit 1.560 Tier- und Pflan­zen­ar­ten als akut vom Aus­ster­ben be­droht – das sind 7,3 Pro­zent aller im Land nach­ge­wie­se­nen Arten. Das Um­welt­mi­nis­te­ri­um stellt des­halb über das neue „So­fort­för­der­pro­gramm Na­tur­Was­ser­Mensch“ er­heb­li­che Mit­tel für Pro­jek­te zu Er­halt und Ver­bes­se­rung der Le­bens­räu­me be­reit. Im Haus­halts­jahr 2024 stan­den dafür ins­ge­samt vier Mil­lio­nen Euro zur Ver­fü­gung.

Wel­che Tier- und Pflan­zen­ar­ten in Sachsen-​Anhalt sind durch den fort­schrei­ten­den Kli­ma­wan­del be­son­ders be­droht?

Die Tier- und Pflan­zen­welt in Sachsen-​Anhalt ist schon jetzt deut­lich vom Kli­ma­wan­del be­trof­fen: Auf­grund stei­gen­der Tem­pe­ra­tu­ren und an­hal­ten­der Dür­re­pe­ri­oden sind erste Arten häu­fi­ger im Nor­den des Lan­des oder in hö­he­ren Lagen zu fin­den, Pflan­zen trei­ben früh­zei­ti­ger aus und viele Zug­vo­gel­ar­ten kom­men frü­her aus ihren Win­ter­quar­tie­ren zu­rück.

Ins­be­son­de­re Arten mit einem engen öko­lo­gi­schen To­le­ranz­be­reich sowie kälte-​ und feuch­tig­keits­lie­ben­de Arten wer­den von den kli­ma­ti­schen Ver­än­de­run­gen be­trof­fen sein. Hier­zu zäh­len bei­spiels­wei­se Am­phi­bi­en­ar­ten wie die Rot- und Gelb­bau­chun­ke oder auch Vo­gel­ar­ten wie der Fitis und die Tan­nen­mei­se. Re­liktar­ten der Eis­zeit wie etwa die Brocken-​Anemone oder das Brocken-​Habichtskraut, die man welt­weit nur auf dem Bro­cken­pla­teau fin­det, sind durch den An­stieg der Tem­pe­ra­tu­ren be­son­ders be­droht.

De­tail­lier­te­re An­ga­ben zu ge­fähr­de­ten Tier- und Pflan­zen­ar­ten ent­hält die vom Lan­des­amt für Um­welt­schutz her­aus­ge­ge­be­ne „Rote Liste Sachsen-​Anhalt“.

Zwi­schen 2019 und 2023 gab es die Ar­ten­so­fort­för­de­rung, seit 2024 gibt es nun­mehr das „So­fort­för­der­pro­gramm Na­tur­Was­ser­Mensch“. Was ist neu?

Mit dem neuen „So­fort­för­der­pro­gramm Na­tur­Was­ser­Mensch“ wer­den vor allem Vor­ha­ben zum Natur-​, Arten-​ und Ge­wäs­ser­schutz un­ter­stützt, die im Bezug zum Men­schen ste­hen und kurz­fris­tig um­setz­bar sind. Neben den bis­lang ge­för­der­ten klas­si­schen Ar­ten­schutz­pro­jek­ten kön­nen so künf­tig bei­spiels­wei­se auch Öko­gär­ten und Na­tur­er­fah­rungs­räu­me un­ter­stützt wer­den. Das So­fort­för­der­pro­gramm Na­tur­Was­ser­Mensch löste die Ar­ten­so­fort­för­de­rung ab, mit der das Mi­nis­te­ri­um Na­tur­schutz­pro­jek­te in den ver­gan­ge­nen Jah­ren för­der­te.

Ziel des neuen Pro­gramms ist es, die Men­schen noch stär­ker für die große Be­deu­tung von Gewässer-​, Natur-​ und Ar­ten­schutz zu sen­si­bi­li­sie­ren. Dafür sol­len mög­lichst viele Sachsen-​Anhalter haut­nah er­le­ben kön­nen, was man im Klei­nen für den Er­halt einer ar­ten­rei­chen Um­welt tun kann.

Zum Sei­ten­an­fang

Wel­che Maß­nah­men wer­den ge­för­dert?

Die Band­brei­te för­der­fä­hi­ger Pro­jek­te ist groß – sie reicht von Vor­ha­ben in den Be­rei­chen Land­schafts­pfle­ge, Ge­wäs­ser­öko­lo­gie und Ar­ten­schutz bis hin zur Schaf­fung von Öko­gär­ten und prak­ti­scher Um­welt­bil­dung für Kin­der und Ju­gend­li­che. Un­ter­stützt wer­den zudem In­sek­ten­schutz und Ar­ten­viel­falt im ur­ba­nen Raum und in öf­fent­li­chen Parks.

För­der­fä­hig sind dar­über hin­aus unter an­de­rem die Sa­nie­rung von Klein-​ und Kleinst­ge­wäs­sern, na­tur­na­he Ufer­um­ge­stal­tung, kom­mu­na­le Vor­ha­ben zu Was­ser­rück­halt und Re­gen­ver­si­cke­rung mit in­no­va­ti­vem öko­lo­gi­schem Cha­rak­ter oder Maß­nah­men zur Ver­bes­se­rung des Wis­sens und Be­wusst­seins für das The­men­ge­biet Was­ser.

Zum Sei­ten­an­fang

Wer kann eine För­de­rung be­an­tra­gen?

An­trags­be­rech­tigt sind ins­be­son­de­re Ge­mein­den, Ge­mein­de­ver­bän­de, Stif­tun­gen, Ver­ei­ne, Wasser-​ und Bo­den­ver­bän­de oder Zweck­ver­bän­de.

Zum Sei­ten­an­fang

Wo kann die För­de­rung be­an­tragt wer­den?

Die An­trags­un­ter­la­gen sind auf der fol­gen­den In­ter­net­sei­te des Mi­nis­te­ri­ums ab­ruf­bar: https://mwu.sachsen-​anhalt.de/um­welt/fo­er­de­rung/sofortfoerderprogramm-​naturwassermensch

Zum Sei­ten­an­fang

Wird das „So­fort­för­der­pro­gramm Na­tur­Was­ser­Mensch“ in den kom­men­den Jah­ren fort­ge­setzt?

Die Lan­des­re­gie­rung hat im Ko­ali­ti­ons­ver­trag fest­ge­legt, Ar­ten­schutz­maß­nah­men auch in den kom­men­den Jah­ren zu för­dern.

Zum Sei­ten­an­fang

Wel­che Artenschutz-​Maßnahmen wur­den im ver­gan­ge­nen Jahr durch das Mi­nis­te­ri­um un­ter­stützt?

Be­reits mit klei­nen Be­trä­gen kann wirk­sa­mer Ar­ten­schutz vor Ort be­trie­ben wer­den. Die Pech­nel­ke bei­spiels­wei­se zählt in Sachsen-​Anhalt zu den ge­fähr­de­ten Arten. Die Pflan­ze mit dem la­tei­ni­schen Namen Si­le­ne vis­ca­ria be­vor­zugt kalk­ar­me, tro­cke­ne und ma­ge­re Böden. Na­mens­ge­bend sind ihre Stän­gel, die eine dunk­le, kleb­ri­ge Be­schich­tung auf­wei­sen. Eines der größ­ten Vor­kom­men von Pech­nel­ken gibt es am Apol­lens­berg im Land­kreis Wit­ten­berg. Staats­se­kre­tär Stef­fen Eich­ner hat im Au­gust 2023 einen Zu­wen­dungs­ver­trag über 34.865 Euro an den Land­schafts­pfle­ge­ver­ein Wit­ten­berg e.V. über­reicht, damit not­wen­di­ge Ar­bei­ten zur Wie­der­her­stel­lung und zum Er­halt des Bio­tops er­fol­gen kön­nen.

Das Um­welt­mi­nis­te­ri­um hat im ver­gan­ge­nen Jahr auch die An­la­ge und Bio­top­pfle­ge von ar­ten­rei­chen Feucht­wie­sen und Streu­obst­wie­sen im Saa­le­kreis un­ter­stützt. So er­hielt der Na­tur­schutz­bund Deutsch­land, Re­gio­nal­ver­band Halle/Saal­kreis, ins­ge­samt 9.627 Euro. We­sent­lich pro­fi­tie­ren wird von der För­de­rung unter an­de­rem die ge­fähr­de­te Troll­blu­me, die auf feuch­ten Stand­or­ten vor­kommt.

Der NABU-​Regionalverband Merseburg-​Querfurt konn­te wie­der­um gleich meh­re­re Naturschutz-​Projekte im Saa­le­kreis um­set­zen. Durch die För­de­rung von Ge­rä­ten zur Land­schafts­pfle­ge wie Hoch-​Entaster, Mo­tor­sä­gen und Frei­schnei­der sowie eines PKW-​Anhängers zum Trans­port von Schnitt­gut und Schlauch­boo­ten kön­nen die Eh­ren­amt­li­chen des NABU künf­tig Ge­höl­ze an Laich­ge­wäs­sern der ge­fähr­de­ten Rot­bau­chun­ke zu­rück­schnei­den oder Nist­flö­ße der eben­falls ge­schütz­ten Fluss­see­schwal­be auf dem Gei­sel­tal­see und dem Raß­nit­zer See pfle­gen. Die För­de­rung der Ge­rä­te hatte ein Ge­samt­vo­lu­men von rund 18.100 Euro.

2023 wur­den 70 Pro­jek­te mit ins­ge­samt ca. 3,3 Mil­lio­nen Euro aus Lan­des­mit­teln ge­för­dert.

Wie kann man per­sön­lich zum Schutz be­droh­ter Tier- und Pflan­zen­ar­ten bei­tra­gen?

Au­to­frei be­we­gen, sai­so­nal ein­kau­fen oder um­welt­scho­nend rei­ni­gen: Unser Konsum-​ und Rei­se­ver­hal­ten hat maß­geb­li­chen Ein­fluss auf den Schutz und den Er­halt von Tier- und Pflan­zen­ar­ten und ihrer Le­bens­räu­me. Jeder kann im All­tag einen ressourcen-​ und kli­ma­scho­nen­den Bei­trag zum Ar­ten­schutz leis­ten:

  • Gar­ten und Bal­kon mit ge­biets­hei­mi­schen Pflan­zen be­grü­nen und so Lebens-​ und Nah­rungs­räu­me für hie­si­ge In­sek­ten und Vögel schaf­fen. (FAQ in­va­si­ve Arten)
  • Wasch-​ und Rei­ni­gungs­mit­tel spar­sam ein­set­zen, um den Le­bens­raum Ge­wäs­ser zu schüt­zen.
  • Holz und Holz­pro­duk­te aus wald­er­hal­ten­der Fort­wirt­schaft be­zie­hen, er­kenn­bar am Nach­hal­tig­keits­sie­gel „Fo­rest Ste­wardship Coun­cil (FSC)“.
  • Den Aus­stoß von Treib­haus­ga­sen ver­rin­gern, um den durch den Kli­ma­wan­del ge­fähr­de­ten Le­bens­raum vie­ler Tier- und Pflan­zen­ar­ten zu schüt­zen: durch nach­hal­ti­ges Rei­sen, be­wuss­ten Um­gang mit En­er­gie und Was­ser sowie sai­so­na­ler, re­gio­na­ler Er­näh­rung und we­ni­ger Fleisch­kon­sum.

Link zum wei­te­ren FAQ „Ar­ten­viel­falt und Bio­di­ver­si­tät im ei­ge­nen Gar­ten": https://mwu.sachsen-​anhalt.de/um­welt/na­tur­schutz/gar­ten

Ab­tei­lung Na­tur­schutz, Was­ser­wirt­schaft

Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft, En­er­gie, Kli­ma­schutz und Um­welt des Lan­des Sachsen-​Anhalt
Leip­zi­ger Str. 58
39112 Mag­de­burg

An­sprech­part­ner: Mi­cha­el Jans­sen
Tel.: +49 391 567-1567
Fax: +49 391 567-1559
E-​Mail: ASF(at)mwu.sachsen-​anhalt.de 

Wei­ter­le­sen