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Bio­en­er­gie: Pflan­zen als wich­ti­ge nach­wach­sen­de En­er­gie­quel­le

In Mais, Raps und Son­nen­blu­men steckt reich­lich En­er­gie, die viel­sei­tig ge­nutzt wer­den kann. Der Krieg in der Ukrai­ne wirft je­doch die Frage auf, ob die pflanz­li­chen Pro­duk­te nicht lie­ber auf dem Tel­ler statt im Tank lan­den soll­ten. Fra­gen und Ant­wor­ten dazu im FAQ.

Was ist Bio­en­er­gie?

Der Be­griff „Bio­en­er­gie“ steht für die En­er­gie­ge­win­nung aus nach­wach­sen­den Roh­stof­fen – dazu zäh­len neben schnell­wach­sen­den Ge­höl­zen auch Nutz­pflan­zen wie Mais, Wei­zen, Zu­cker­rü­be, Raps und Son­nen­blu­me. Als Roh­stof­fe zur En­er­gie­ge­win­nung kön­nen au­ßer­dem bio­ge­ne Abfall-​ und Rest­stof­fe aus Land- und Forst­wirt­schaft, pri­va­ten Haus­hal­ten und der In­dus­trie ge­nutzt wer­den.

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Wie kann Bio­en­er­gie ein­ge­setzt wer­den?

Die Viel­falt nach­wach­sen­der Roh­stof­fe und Um­wand­lungs­tech­ni­ken er­mög­licht den Ein­satz von Bio­en­er­gie in fes­ter, flüs­si­ger und gas­för­mi­ger Form in allen en­er­gie­re­le­van­ten Sek­to­ren. Scheit­holz, Holz­hack­schnit­zel und -​pellets wer­den für das Be­hei­zen von Häu­sern ak­tu­ell stark nach­ge­fragt. Treib­stof­fe mit Bio­an­tei­len wie etwa E10 kom­men im Ver­kehr zum Ein­satz. Dar­über hin­aus wird Bio­en­er­gie gas­för­mig in Form von Bio­me­than zur Er­zeu­gung von Strom, Heiz­wär­me in Haus­hal­ten und Pro­zess­wär­me in der In­dus­trie ein­ge­setzt.

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Wie wich­tig ist Bio­en­er­gie für die En­er­gie­wen­de?

Bio­mas­se ist auf­grund sei­ner viel­fäl­ti­gen Ein­satz­mög­lich­kei­ten ein wich­ti­ger Bau­stein der En­er­gie­wen­de, der un­ab­hän­gig von der der Tages-​ und Jah­res­zeit zur Ver­fü­gung steht – also auch dann, wenn kein Wind weht oder die Sonne nicht scheint. So kön­nen etwa Block­heiz­kraft­wer­ke, die mit Bio­mas­se be­trie­ben wer­den, rund um die Uhr kli­ma­freund­lich Strom und Wärme pro­du­zie­ren. Die her­ge­stell­te Wärme kann ent­we­der di­rekt am Er­zeu­gungs­ort ver­wen­det oder in Wär­me­net­ze ein­ge­speist wer­den. Dar­über hin­aus kann auf­be­rei­te­tes Bio­gas in Form von Bio­me­than in Gas­net­ze ein­ge­speist und wie fos­si­les Erd­gas ver­wen­det wer­den.

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Wie viel Strom wird mit Bio­gas­an­la­gen in Sachsen-​Anhalt er­zeugt?

Laut Markt­stamm­da­ten­re­gis­ter der Bun­des­netz­agen­tur sind in Sachsen-​Anhalt 443 über das Erneuerbare-​Energien-Gesetz (EEG) ge­för­der­te Bio­mas­se­an­la­gen in Be­trieb; diese die­nen haupt­säch­lich der Strom­erzeu­gung. Die in­stal­lier­te Ge­samt­leis­tung be­trug zu­letzt 517 Me­ga­watt (MW). Die An­la­gen haben 2020 rund 3,1 Gi­ga­watt­stun­den (GWh) Strom er­zeugt.

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Wel­chen An­teil hat Bio­gas an der Gas­ver­sor­gung in Sachsen-​Anhalt?

Die Bio­me­than­ein­spei­sung in Sachsen-​Anhalt lag zu­letzt bei durch­schnitt­lich rund 1,9 Ter­ra­watt­stun­den (TWh) pro Jahr. Der ge­sam­te Gas­ver­brauch in Sachsen-​Anhalt be­lief sich laut Sta­tis­ti­schem Lan­des­amt im Jahr 2020 auf 43,261 TWh. Damit konn­ten im Jahr 2020 schät­zungs­wei­se rund 4,4 Pro­zent des Gas­be­darfs in Sachsen-​Anhalt über Bio­me­than ge­deckt wer­den. Bun­des­weit be­trägt der An­teil le­dig­lich ca. ein Pro­zent. Schät­zun­gen des Deut­schen Bio­mas­se­for­schungs­zen­trums gehen davon aus, dass die­ser An­teil bis 2030 auf drei Pro­zent er­höht wer­den kann. Sachsen-​Anhalt liegt schon heute deut­lich über die­sem Wert.  

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Kann der Erdgas-​Bedarf in Sachsen-​Anhalt voll­stän­dig durch die Nut­zung von Bio­gas er­setzt wer­den?

Nein. Bio­gas stellt eine sinn­vol­le Er­gän­zung dar, eine voll­stän­di­ge Sub­sti­tu­ti­on wird je­doch nicht mög­lich sein. Sachsen-​Anhalt setzt des­halb auf den Aus­bau wei­te­rer er­neu­er­ba­rer En­er­gien wie Wind­kraft und So­lar­ener­gie sowie auf den Auf­bau einer kli­ma­neu­tra­len Was­ser­stoff­wirt­schaft. Der so ge­nann­te Grüne Was­ser­stoff soll vor allem in en­er­gie­in­ten­si­ven In­dus­trien zum Ein­satz kom­men.

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Steht der Anbau von En­er­gie­pflan­zen in Kon­kur­renz zum Anbau von Ge­trei­de­sor­ten für die Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on?

Agrar­land ist für ver­schie­de­ne Zwe­cke stark be­gehrt. Der Krieg Russ­lands gegen die Ukrai­ne hat dazu ge­führt, dass in Eu­ro­pa we­ni­ger Flä­chen für den Acker­bau zur Ver­fü­gung ste­hen. Und damit hat die Dis­kus­si­on neue Dy­na­mik er­hal­ten, was auf dem Tel­ler, im Fut­ter­trog oder im Tank lan­den soll­te.

Fast 60 Pro­zent des an­ge­bau­ten Ge­trei­des in Deutsch­land wird ak­tu­ell in der Fut­ter­mit­tel­pro­duk­ti­on wei­ter­ver­ar­bei­tet. 20 Pro­zent wer­den für die Nah­rungs­mit­tel­pro­duk­ti­on ver­wen­det, 8,9 Pro­zent für Bio­en­er­gie. Der ak­tu­el­le Flä­chen­ver­brauch für den Anbau von En­er­gie­pflan­zen ist also ver­gleichs­wei­se über­schau­bar.

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Wie wer­den die Agrar­flä­chen in Sachsen-​Anhalt ak­tu­ell ge­nutzt?

Laut Agrar­för­de­rung wur­den im Jahr 2022 rund 1,2 Mil­lio­nen Hekt­ar land­wirt­schaft­lich ge­nutzt; davon ent­fie­len rund 50.000 Hekt­ar auf den Anbau von Mais für Bio­gas und rund 800 Hekt­ar auf sons­ti­ge En­er­gie­pflan­zen. Aus­ge­hend von die­sen Daten be­trägt der An­teil der Flä­che für den Anbau von En­er­gie­pflan­zen an der land­wirt­schaft­li­chen Flä­che in Sachsen-​Anhalt ak­tu­ell 4,2 Pro­zent.

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Wie gehen Land­wir­te mit der Kon­kur­renz­si­tua­ti­on um?

Die Ent­schei­dung über die Ver­wen­dung des Ern­te­guts wird be­reits bei der An­bau­pla­nung durch die Land­wir­te be­rück­sich­tigt. Dabei wird die ge­sam­te ober­ir­di­sche Bio­mas­se der Pflan­zen ge­ern­tet. So ge­nann­ter Si­lo­mais wird mit dem Ziel an­ge­baut, ihn als Fut­ter­mit­tel oder als En­er­gie­mais in Bio­gas­an­la­gen zu ver­wen­den, und ist ent­spre­chend züch­te­risch op­ti­miert. Davon sind Sor­ten zu un­ter­schei­den, die aus­schließ­lich zur Ver­wen­dung als Nah­rungs­mit­tel an­ge­baut wer­den. Beim Anbau von Ge­trei­de aus­schließ­lich zur Bio­ga­s­er­zeu­gung han­delt es sich eben­falls um züch­te­risch op­ti­mier­te Sor­ten.

Ur­sprüng­lich als Nah­rungs­mit­tel vor­ge­se­he­ner Mais bzw. Ge­trei­de wird in der Regel nur dann als Gär­sub­strat in Bio­gas­an­la­gen ein­ge­setzt, so­weit die Qua­li­tät zur Ver­wen­dung als Nah­rungs­mit­tel nicht (mehr) aus­reicht.

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Wie kann die Nut­zung von Bio­en­er­gie aus­ge­wei­tet wer­den, ohne die Kon­kur­renz um Agrar­flä­chen wei­ter zu ver­schär­fen?

Bio­en­er­gie spart fos­si­le Brenn­stof­fe ein und ist daher eine wich­ti­ge Säule der En­er­gie­wen­de. Es gilt dabei, den An­la­gen­be­stand unter Ver­bes­se­rung umwelt-​ und en­er­gie­re­le­van­ter Aspek­te zu er­hal­ten und ihn schritt­wei­se von der Nut­zung von Nahrungs-​ und Fut­ter­mit­tel­pflan­zen auf die Nut­zung von Rest- und Ab­fall­stof­fen um­zu­stel­len.

Die Zu­kunft der Ver­wer­tung von Holz­bio­mas­se liegt in der so ge­nann­ten Kas­ka­den­nut­zung. Dabei wird der­sel­be Roh­stoff zu­nächst stoff­lich und spä­ter en­er­ge­tisch ge­nutzt.

Die künf­ti­gen Auf­ga­ben der Bio­en­er­gie in einem kli­ma­neu­tra­len En­er­gie­sys­tem sind ei­ner­seits die Sub­sti­tu­ti­on von Erd­gas und fos­si­len Kraft­stof­fen mit­tels Bio­me­than und Bio­kraft­stof­fen sowie an­de­rer­seits die fle­xi­ble Be­reit­stel­lung von Strom für den Aus­gleich der schwan­ken­den Er­zeu­gung aus Wind und Sonne. Die an­fal­len­de Wärme kann dar­über hin­aus in Nah­wär­me­net­zen bzw. de­zen­tra­len Ver­sor­gungs­struk­tu­ren ein­ge­setzt wer­den.

Zu­künf­tig kön­nen Bio­gas­an­la­gen auch eine wich­ti­ge Rolle bei der Her­stel­lung kli­ma­neu­tra­ler Pro­duk­te bzw. En­er­gie­trä­ger spie­len, da das im Pro­zess an­fal­len­de Koh­len­di­oxid ab­ge­schie­den und als Koh­len­stoff­quel­le für Syn­the­se­pro­zes­se ein­ge­setzt wer­den kann.

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Re­fe­rat En­er­gie­wen­de, Was­ser­stoff­wirt­schaft, En­er­gie­märk­te, En­er­gie­ef­fi­zi­enz, Wär­me­wen­de

Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft, En­er­gie, Kli­ma­schutz und Um­welt des Lan­des Sachsen-​Anhalt
Leip­zi­ger Stra­ße 58
39112 Mag­de­burg

Te­le­fon: +49 391 567- 1611
E-​Mail: VzAL3(at)mwu.sachsen-​anhalt.de 

Kom­mu­na­le Wär­me­pla­nung – Fahr­plan für das kli­ma­neu­tra­le Hei­zen

Um die Aus­wir­kun­gen des fort­schrei­ten­den Kli­ma­wan­dels in den kom­men­den Jahr­zehn­ten zu be­gren­zen, will Deutsch­land bis 2045 CO₂-​neutral wer­den. Die­ses Ziel er­for­dert um­fas­sen­de Maß­nah­men in ver­schie­de­nen Be­rei­chen, dar­un­ter Ver­kehr, Strom­erzeu­gung und ins­be­son­de­re Wär­me­ver­sor­gung. Ein zen­tra­ler Schritt in Rich­tung kli­ma­neu­tra­les Hei­zen ist die Ein­füh­rung der kom­mu­na­len Wär­me­pla­nung. Hier sind die wich­tigs­ten Fra­gen und Ant­wor­ten dazu im Über­blick.

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