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Gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten in Sachsen-Anhalt

Durch absichtliche Einfuhr oder als „blinde Passagiere“ dank weltweitem Handel und Fernreisen zu entlegenen Ecken der Erde gelangen sie zu uns: Gebietsfremde Tiere, Pflanzen und Pilze breiten sich verstärkt auch in Sachsen-Anhalt aus. Das gefährdet Artenvielfalt und heimische Ökosysteme.

Was sind invasive Tier- und Pflanzenarten und Pilze?

Als gebietsfremd werden Arten bezeichnet, die unter beabsichtigter oder unbeabsichtigter Mitwirkung des Menschen natürliche Ausbreitungsbarrieren überwinden und so in neue Areale gelangen konnten, die sie aus eigener Kraft nicht erreicht hätten.

Als invasiv gelten aus naturschutzfachlicher Sicht solche gebietsfremden Arten, die in ihrem neuen Areal die Artenvielfalt gefährden, indem sie direkt oder indirekt gebietsheimische Arten und/oder deren Lebensräume beeinträchtigen.

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Welche gebietsfremden invasiven Arten gibt es in Sachsen-Anhalt? Wie stark ist ihre Verbreitung bei uns im Land?

In Sachsen-Anhalt werden ca. 850 gebietsfremde Arten als etabliert angesehen, mehr als 300 weitere Arten gelten als unbeständig. Hierbei handelt es sich um Vertreter nahezu aller im Land bekannten Artengruppen (Tiere, Farn- und Blütenpflanzen, Moose, Algen, Pilze).

Je nach bevorzugtem Lebensraum und biologischen Ansprüchen sind die verschiedenen Arten über die gesamte Landesfläche verteilt. So finden sich zum Beispiel im urbanen Bereich viele Pflanzenarten, die sehr unempfindlich auf Störung ihrer Wuchsorte reagieren oder davon sogar profitieren, wie das aus dem südlichen Afrika stammende Schmalblättrige Greiskraut (Senecio inaequidens) oder Tierarten, die in der Nähe des Menschen häufig Nahrung oder Schlaf- und Reproduktionsstätten finden, wie der aus Nordamerika stammende Waschbär (Procyon lotor).

Artenübersicht und Maßnahmenblätter beim Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt:
invasive gebietsfremde Arten der Unionsliste

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Warum schaden invasive Arten der Umwelt?

Invasive Arten können aus verschiedenen Gründen zu Beeinträchtigungen der Biodiversität führen: durch Konkurrenz um begrenzte Ressourcen wie Nahrung und Lebensraum, eine Räuber-Beute-Beziehung, die Übertragung von Krankheiten, die Veränderung der Standortbedingungen in Lebensräumen oder die Hybridisierung mit heimischen Arten. All dies kann lokal oder langfristig auch auf größerer räumlicher Skala zur Verdrängung heimischer Arten sowie zur nachhaltigen Veränderung ihrer Lebensräume führen.

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Was kann man selbst gegen die Verbreitung invasiver Arten tun?

Das wirksamste Mittel gegen die Ausbreitung invasiver Arten ist es, sie gar nicht erst in ein neues Areal einzubringen. Dazu kann jeder beitragen, indem er oder sie zum Beispiel:

  • Garten und Balkon mit gebietsheimischen Pflanzen begrünt,
  • keine Haustiere in der Natur aussetzt,
  • vor der Heimkehr Schuhprofile und Gepäck auf „blinde Passagiere“ kontrolliert oder
  • Gewässer-Gerätschaften wie Angel, Kescher, Schwimmhilfe, Boot oder Wathose nach Gebrauch vor Ort gründlich reinigt.

Bereits vorkommende gebietsfremde Arten sollten in ihrer Etablierung oder Ausbreitung nicht gefördert werden, indem man Blüten weiter trägt oder Tiere in Parkanlagen füttert. Um ein Neuauftreten bzw. die Ausbreitung von gebietsfremden Arten zu dokumentieren, können Funde oder Beobachtungen dem Landesamt für Umweltschutz oder über die App "Meine Umwelt" gemeldet werden .

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Welche Maßnahmen können ergriffen werden?

Bei lokal begrenzten Vorkommen kann mitunter eine vollstände Beseitigung erfolgreich sein. Bei bereits etablierten und weit verbreiteten Arten ist dagegen zumeist nur eine Bestandsreduktion denkbar. In diesem Fall wird vor einem Eingriff stets eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt. Vorrang hat dabei, gezielt Schaden von heimischen Arten oder Lebensräumen abzuwenden, statt in der breiten Fläche zu agieren. Besonders Erfolg versprechend sind grundsätzlich präventive Maßnahmen, damit Arten gar nicht erst neue Areale erreichen.

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Wie viele Projekte wurden bereits gefördert? Wie viel Geld wurde ausgegeben?

Von 2019 bis 2022 wurden mehr als 35 Projekte umgesetzt, gefördert mit ca. 1.955.000 Euro aus dem Landesmitteln und dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes.

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Wie viel Geld plant das Umweltministerium für 2023 und folgende Jahre für Projekte gegen invasive Arten ein?

Im Rahmen des Landeshaushalts sind jährlich durchschnittlich ca. 150.000 € eingeplant. Im Fokus der kommenden Jahre steht dabei das Monitoring invasiver Arten und die Entwicklung einer Landesstrategie zur Bekämpfung von invasiven Tierarten in Sachsen-Anhalt.

Im Rahmen der Artensofortförderung werden im Jahr 2023 109.000 € ausgegeben.

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Welche Ziele verfolgt das Land Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren?

Zentrales Ziel ist es, die Einfuhr weiterer gebietsfremder Arten nach Sachsen-Anhalt zu vermeiden und eine Ausbreitung insbesondere von noch nicht weit verbreiteten Arten zu verhindern. Ein Schwerpunkt ist dabei die Umsetzung der EU-Verordnung 1143/2014 zu den invasiven Arten von unionsweiter Bedeutung.

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Referat Arten- und Biotopschutz, Natura 2000, Eingriffsregelung, Landschaftsplanung

Ministerium für Wissenschaft, Energie,
Klimaschutz und Umwelt
 des Landes Sachsen-Anhalt
Leipziger Straße 58
39112 Magdeburg

Telefon: +49 391 567-1551
E-Mail: VzAl2(at)mwu.sachsen-anhalt.de