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Mi­ne­ra­li­sche Er­satz­bau­stof­fe

Mi­ne­ra­li­sche Ab­fäl­le

Mi­ne­ra­li­sche Ab­fäl­le be­stehen haupt­säch­lich aus mi­ne­ra­li­schen Be­stand­tei­len wie Stein, Sand oder Lehm und ent­hal­ten einen ge­rin­gen An­teil an or­ga­ni­schen Stof­fen. Sie ent­ste­hen in der Regel bei Sanierungs-​, Abbruch-​ und Neu­bau­pro­jek­ten und fal­len daher in die Ka­te­go­rie der so­ge­nann­ten Bau- und Ab­bruch­ab­fäl­le. Dar­über hin­aus wer­den auch in­dus­tri­el­le und pro­zess­be­ding­te Ab­fäl­le wie Asche (aus der Haus­müll­ver­bren­nung) und Schla­cke (aus Stahl­wer­ken) zu den mi­ne­ra­li­schen Ab­fäl­len ge­zählt. Die Rück­füh­rung die­ser Ab­fäl­le als se­kun­dä­re Roh­stof­fe in den Wirt­schafts­kreis­lauf birgt ein be­trächt­li­ches Po­ten­zi­al für den Schutz von Res­sour­cen.

Er­satz­bau­stoff­ver­ord­nung

Mit der "Er­satz­bau­stoff­ver­ord­nung" (kurz: Er­satz­bau­stoffV) Erst­mals wer­den ein­heit­li­che An­for­de­run­gen an die Her­stel­lung und Ver­wen­dung von mi­ne­ra­li­schen Ab­fäl­len in tech­ni­schen Bau­wer­ken ge­re­gelt.

Ein zen­tra­ler Be­griff in die­ser Ver­ord­nung ist der "mi­ne­ra­li­sche Er­satz­bau­stoff". Die­ser be­zeich­net einen Bau­stoff, der ent­we­der aus mi­ne­ra­li­schen Ab­fäl­len her­ge­stellt wird oder als Ne­ben­pro­dukt an­fällt und für den Ein­satz in tech­ni­schen Bau­wer­ken ge­eig­net und vor­ge­se­hen ist. Die Ver­ord­nung un­ter­schei­det ver­schie­de­ne Ma­te­ri­al­ar­ten und -​klassen z.B. Re­cy­cling­bau­stof­fe (RC), Haus­müll­ver­bren­nungs­a­schen und Rück­stän­de aus in­dus­tri­el­len Pro­zes­sen (wie Hochofen-​ und Stahl­werks­schla­cke oder Flug­aschen aus Ver­bren­nungs­pro­zes­sen). Ei­ni­ge mi­ne­ra­li­sche Er­satz­bau­stof­fe wer­den zu­sätz­lich an­hand um­welt­re­le­van­ter Pa­ra­me­ter in Ma­te­ri­al­klas­sen,  bei­spiels­wei­se RC-1, RC-2, RC-3, un­ter­teilt.

Es ist wich­tig zu be­ach­ten, dass die Ver­ord­nung be­stimm­te An­for­de­run­gen für den Ein­satz der mi­ne­ra­li­schen Er­satz­bau­stof­fe in tech­ni­schen Bau­wer­ken fest­legt. Da­ne­ben gel­ten bau­tech­ni­sche An­for­de­run­gen oder Ei­gen­schaf­ten  aus den ein­schlä­gi­gen Nor­men oder Richt­li­ni­en für das je­wei­li­ge Bau­werk.

Gü­te­über­wa­chung

Bei der Her­stel­lung von mi­ne­ra­li­schen Er­satz­bau­stof­fen be­steht die Ver­pflich­tung zur re­gel­mä­ßi­gen Gü­te­über­wa­chung der Auf­be­rei­tungs­an­la­ge. Diese be­steht aus dem Eig­nungs­nach­weis (EgN), der Werks­ei­ge­nen Pro­duk­ti­ons­kon­trol­le (WPK) und der Fremd­über­wa­chung (FÜ).

Vor der re­gel­mä­ßi­gen Gü­te­über­wa­chung muss zu­nächst ein Eig­nungs­nach­weis (EgN) er­bracht wer­den. Der EgN be­inhal­tet eine Erst­prü­fung und eine Be­triebs­be­ur­tei­lung. Die Erst­prü­fung um­fasst die erst­ma­li­ge ana­ly­ti­sche Un­ter­su­chung des her­ge­stell­ten mi­ne­ra­li­schen Er­satz­bau­stof­fes. Bei der Be­triebs­be­ur­tei­lung er­folgt eine Über­prü­fung der tech­ni­schen An­la­gen­kom­po­nen­ten, der Be­triebs­or­ga­ni­sa­ti­on und der per­so­nel­len Aus­stat­tung der Auf­be­rei­tungs­an­la­ge. Mit dem Eig­nungs­nach­weis wird nach­ge­wie­sen, dass die Vor­aus­set­zun­gen für die Her­stel­lung eines be­stimm­ten mi­ne­ra­li­schen Er­satz­bau­stof­fes er­füllt sind.

Die Werks­ei­ge­ne Pro­duk­ti­ons­kon­trol­le (WPK) wird vom Be­trei­ber der Auf­be­rei­tungs­an­la­ge gemäß fest­ge­leg­ter Prüf­in­ter­val­le durch­ge­führt, um die Qua­li­tät der her­ge­stell­ten mi­ne­ra­li­schen Er­satz­bau­stof­fe zu über­prü­fen. Dabei wer­den Pro­ben ent­nom­men und an­hand spe­zi­fi­scher Pa­ra­me­ter ana­ly­siert.

Die Fremd­über­wa­chung (FÜ) wird von einer ex­ter­nen Stel­le durch­ge­führt, die auch die Pro­be­nah­me vor Ort durch­führt. Bei Auf­be­rei­tungs­an­la­gen, in denen Recycling-​Baustoffe her­ge­stellt wer­den, müs­sen bei jeder zwei­ten Fremd­über­wa­chung zu­sätz­li­che Ma­te­ri­al­wert­un­ter­su­chun­gen durch­ge­führt wer­den. Im Rah­men der Fremd­über­wa­chung er­folgt auch eine Be­wer­tung der Werks­ei­ge­nen Pro­duk­ti­ons­kon­trol­le. Am Ende der Fremd­über­wa­chung wird ein Prüf­zeug­nis aus­ge­stellt.

Die Prü­fun­gen im Rah­men des Eig­nungs­nach­wei­ses (EgN) und der Fremd­über­wa­chung (FÜ) dür­fen nur von so­ge­nann­ten „Über­wa­chungs­stel­len“ durch­ge­führt wer­den. Dies sind ent­we­der

  • An­er­kann­te Prüf­stel­len, die nach RAP Stra 15 für die Fach­ge­bie­te D (Ge­steins­kör­nun­gen) oder I (Bau­stoff­ge­mi­sche für Schich­ten ohne Bin­de­mit­tel und für den Erd­bau) an­er­kannt oder
  • gemäß DIN EN ISO DIN EN ISO 17065 „Kon­for­mi­täts­be­wer­tung - An­for­de­run­gen an Stel­len, die Pro­duk­te, Pro­zes­se und Dienst­leis­tun­gen zer­ti­fi­zie­ren“ zer­ti­fi­ziert sind.

Die er­for­der­li­chen Auf­ga­ben der Über­wa­chungs­stel­len wer­den durch RAP-​Stra-Prüfstellen durch­ge­führt. Eine Liste an­er­kann­ter Prüf­stel­len kann auf den Sei­ten der Bun­des­an­stalt für Stra­ßen­we­sen (BASt) ab­ge­ru­fen wer­den.

Ein­bau mi­ne­ra­li­scher Er­satz­bau­stof­fe

Die zu­läs­si­gen Ver­wen­dungs­mög­lich­kei­ten von mi­ne­ra­li­schen Er­satz­bau­stof­fen hän­gen von der Ein­bau­wei­se, den Ma­te­ri­al­ei­gen­schaf­ten und den Ei­gen­schaf­ten der Grundwasser-​Deckschicht ab. Die spe­zi­fi­schen An­for­de­run­gen er­ge­ben sich aus den An­la­gen und Ein­bau­ta­bel­len der Er­satz­bau­stoffV.

Im Grund­satz steht der Schutz des Grund­was­sers im Fokus. Dies be­deu­tet, dass je nach hy­dro­lo­gi­scher Si­tua­ti­on (Ab­stand des Was­sers zum Grund­was­ser, Was­ser­schutz­ge­bie­te) und geo­lo­gi­scher Be­schaf­fen­heit (Bo­den­art) be­stimm­te mi­ne­ra­li­sche Er­satz­bau­stof­fe ver­wen­det wer­den dür­fen.

Ein we­sent­li­cher Fak­tor für die Be­wer­tung der hy­dro­lo­gi­schen Si­tua­ti­on ist der Ab­stand des Grund­was­sers zum mi­ne­ra­li­schen Er­satz­bau­stoff, auch als grund­was­ser­freie Si­cker­stre­cke be­zeich­net. Der ein­zu­hal­ten­de Grund­was­ser­ab­stand hängt von der Ma­te­rial­qua­li­tät ab und wird als "güns­tig" oder "un­güns­tig" ein­ge­stuft. Zu­sätz­lich wird ein Si­cher­heits­zu­schlag von 0,50 Me­tern be­rück­sich­tigt.

Die geo­lo­gi­sche Si­tua­ti­on wird an­hand der Bo­den­art be­stimmt, die un­ter­halb des Ein­sat­zes des je­wei­li­gen mi­ne­ra­li­schen Er­satz­bau­stoffs vor­han­den ist. Die Un­ter­tei­lung er­folgt in Sand, Lehm, Schluff und Ton.

Die hy­dro­lo­gi­schen und geo­lo­gi­schen Ei­gen­schaf­ten wer­den als Grundwasser-​Deckschicht zu­sam­men­ge­fasst und bil­den somit ein ent­schei­den­des Kri­te­ri­um für die Zu­läs­sig­keit der Ver­wen­dung von mi­ne­ra­li­schen Er­satz­bau­stof­fen.

Für jede Ma­te­ri­al­art und Ma­te­ri­al­klas­se sind ent­spre­chend der Grundwasser-​Deckschicht be­stimm­te Ein­bau­wei­sen zu­ge­las­sen. Die ent­spre­chen­den zu­ge­las­se­nen Ein­bau­wei­sen sind in den Ein­bau­ta­bel­len fest­ge­legt.

LAGA-​Vollzugshinweise

Die Bund/Länder-​Arbeitsgemeinschaft Ab­fall (LAGA) hat einen Fragen-​Antworten-Katalog ver­öf­fent­licht, der Hin­wei­se und In­for­ma­tio­nen zur Er­satz­bau­stoffV ent­hält. Die­ses Do­ku­ment rich­tet sich so­wohl an Be­hör­den als auch an An­wen­der und bie­tet zu­sätz­li­che In­for­ma­tio­nen zum An­wen­dungs­be­reich und zu Be­griffs­be­stim­mun­gen. Es wer­den auch all­ge­mei­ne An­for­de­run­gen an die Gü­te­über­wa­chung er­läu­tert und Fra­gen zur Pro­be­nah­me und Ana­ly­tik be­ant­wor­tet.

Das Do­ku­ment kann auf den Sei­ten der LAGA ab­ge­ru­fen wer­den: FAQ Er­satz­bau­stoffV

Leit­fa­den Mi­ne­ra­li­sche Ab­fäl­le

Der "Leit­fa­den zur Wie­der­ver­wen­dung und Ver­wer­tung von mi­ne­ra­li­schen Ab­fäl­len in Sachsen-​Anhalt" ist ein um­fas­sen­der Leit­fa­den aus ver­schie­de­nen Mo­du­len und Richt­li­ni­en für den nach­hal­ti­gen Um­gang mit mi­ne­ra­li­schen Ab­fäl­len. Der Leit­fa­den ist eine ge­mein­sa­me In­itia­ti­ve des Mi­nis­te­ri­ums für Wis­sen­schaft, En­er­gie, Kli­ma­schutz und Um­welt, der Um­welt­ver­ei­ni­gung Mit­tel­deut­sches Kom­pe­tenz­netz­werk Kreis­lauf­wirt­schaft e.V., der Industrie-​ und Han­dels­kam­mern Sachsen-​Anhalt und des Bau­in­dus­trie­ver­bands Ost e.V..

Bis­her hat der Leit­fa­den die we­sent­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen für die Ver­wer­tung von mi­ne­ra­li­schen Ab­fäl­len in Sachsen-​Anhalt fest­ge­legt. Mit der Ein­füh­rung der Er­satz­bau­stoffV wer­den nun bun­des­weit ein­heit­li­che Vor­schrif­ten in Form einer Rechts­ver­ord­nung für die Her­stel­lung und Ver­wen­dung mi­ne­ra­li­scher Er­satz­bau­stof­fe in tech­ni­schen Bau­wer­ken fest­ge­legt. Dies be­deu­tet, dass die Mo­du­le "Re­ge­lun­gen für stoff­li­che Ver­wer­tung von mi­ne­ra­li­schen Ab­fäl­len (Rs­Vmi­nA)" und "Ein­satz von mi­ne­ra­li­schen Ab­fäl­len als qua­li­täts­ge­si­cher­te Recycling-​Baustoffe in tech­ni­schen Bau­wer­ken (E RC ST)" grund­sätz­lich keine An­wen­dung mehr fin­den. Al­ler­dings kön­nen mi­ne­ra­li­sche Ab­fäl­le auf Grund­la­ge der Rs­Vmi­nA wei­ter­hin ein­ge­stuft und ver­wen­det wer­den, ba­sie­rend auf Über­gangs­vor­schrif­ten oder be­stehen­den Alt­zu­las­sun­gen. Die ge­naue Vor­ge­hens­wei­se soll­te je­doch mit der zu­stän­di­gen Be­hör­de ab­ge­stimmt wer­den.

Mit In­kraft­tre­ten der Er­satz­bau­stoff­ver­ord­nung sind neue ana­ly­ti­sche An­for­de­run­gen zur Be­wer­tung mi­ne­ra­li­scher Ab­fäl­le für den Ein­satz in tech­ni­schen Bau­wer­ken zu er­fül­len. Auf­grund der feh­len­den Er­fah­rungs­wer­te und ins­be­son­de­re zur Ein­schät­zung un­ter­schied­li­cher Un­ter­su­chungs­er­geb­nis­se wur­den Ver­gleichs­un­ter­su­chun­gen durch­ge­führt. Das neu­es­te Modul „Ver­gleichs­un­ter­su­chun­gen auf Grund­la­ge der Rs­Vmi­nA und Er­satz­bau­stoffV“ un­ter­sucht die sich ver­än­dern­den Ma­te­ri­al­ein­stu­fun­gen für aus­ge­wähl­te Er­satz­bau­stof­fe.

Do­ku­men­te des Leit­fa­dens:

An­re­gun­gen zum Leit­fa­den kön­nen an die Kon­takt­adres­se re­cy­cling­bau­stoff(at)mwu.sachsen-​anhalt.de ge­sen­det wer­den.

Zu­stän­di­ge Be­hör­den

In Sachsen-​Anhalt sind die Ab­fall­be­hör­den die zu­stän­di­gen Voll­zugs­be­hör­den und An­sprech­part­ner für die Um­set­zung der Er­satz­bau­stoffV. Grund­sätz­lich sind die Land­krei­se und kreis­frei­en Städ­te als un­te­re Ab­fall­be­hör­de zu­stän­dig. Für Auf­be­rei­tungs­an­la­gen, die der Ver­fah­rens­art G gemäß 4. BImSchV zu­zu­ord­nen sind, ist das Lan­des­ver­wal­tungs­amt als obere Ab­fall­be­hör­de zu­stän­dig.

Re­fe­rat Kreis­lauf­wirt­schaft, Che­mi­ka­li­en­si­cher­heit und all­ge­mei­ner Ge­sund­heits­schutz


Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft, En­er­gie, Kli­ma­schutz und Um­welt des Lan­des Sachsen-​Anhalt
Leip­zi­ger Stra­ße 58
39112 Mag­de­burg

Te­le­fon: +49 391 567- 1506
E-​Mail: VzAl4(at)mwu.sachsen-​anhalt.de
 

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