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Bio­di­ver­si­tät

Über­ein­kom­men über die bio­lo­gi­sche Viel­falt

Die Jahre 2021 bis 2030 wur­den von der Ge­ne­ral­ver­samm­lung der Ver­ein­ten Na­tio­nen zur UN-​Dekade für die "Wie­der­her­stel­lung von Öko­sys­te­men" er­klärt. Sie folgt auf die UN-​Dekade "Bio­lo­gi­sche Viel­falt", die mit dem Jahr 2020 zu Ende ge­gan­gen ist.

Ziel der neuen De­ka­de ist es, die glo­ba­len Nach­hal­tig­keits­zie­le bis zum Jahr 2030 zu er­rei­chen, indem die welt­wei­te Zer­stö­rung von Öko­sys­te­men be­en­det, ihre Er­hal­tung si­cher­ge­stellt und ihre Wie­der­her­stel­lung in­iti­iert wird. Diese De­ka­de ver­steht sich dabei als kom­ple­men­tär zu den drei UN-​Konventionen zu Bio­di­ver­si­tät (CBD), Kli­ma­wan­del (UNFCCC) und Wüs­ten­be­kämp­fung (UNCCD) sowie als Schnitt­stel­le zur Um­set­zung der ver­schie­de­nen Kon­ven­tio­nen.

Im Ok­to­ber 2021 fand die 15. Ver­trags­staa­ten­kon­fe­renz des Über­ein­kom­mens zur bio­lo­gi­schen Viel­falt (CBD COP 15) mit knapp 200 be­tei­lig­ten Län­dern, u. a. auch Deutsch­land, vir­tu­ell im chi­ne­si­schen Kun­ming statt. Bei einem zwei­ten Tref­fen, das für April 2022 ge­plant ist, soll dann in An­we­sen­heit aller be­tei­lig­ten Län­der ein neues Ab­kom­men zum Schutz der bio­lo­gi­schen Viel­falt be­schlos­sen wer­den.

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EU-​Biodiversitätsstrategie für 2030

Vor dem Hin­ter­grund der zuvor ge­nann­ten UN-​Dekade und dem Aus­lau­fen der bis­he­ri­gen eu­ro­päi­schen Stra­te­gie mit dem Titel "Un­se­re Le­bens­ver­si­che­rung, unser Na­tur­ka­pi­tal – eine Bio­di­ver­si­täts­stra­te­gie bis 2020" hat die Eu­ro­päi­sche Kom­mis­si­on im Mai 2020 eine neue EU-​Biodiversitätsstrategie vor­ge­legt. Sie trägt den Namen „Mehr Raum für die Natur in un­se­rem Leben“ und ver­folgt das Ziel, die bio­lo­gi­sche Viel­falt Eu­ro­pas bis 2030 zu stär­ken.

Als zen­tra­ler Be­stand­teil des "Green Deal" der EU-​Kommission ist die Stra­te­gie Teil des eu­ro­päi­schen Weges aus der COVID-​19 Krise. Sie soll Wachs­tum und Nach­hal­tig­keit mit­ein­an­der ver­bin­den. Erst­mals wer­den rechts­ver­bind­li­che Ziele zur Wie­der­her­stel­lung von Öko­sys­te­men for­mu­liert.

Die Stra­te­gie zeigt auf, wie Eu­ro­pa dazu bei­tra­gen kann, dass bis 2050 alle Öko­sys­te­me der Welt wie­der­her­ge­stellt wer­den, wi­der­stands­fä­hig sind und an­ge­mes­sen ge­schützt wer­den. Die Stra­te­gie be­han­delt die fünf Haupt­ur­sa­chen des Ver­lusts an bio­lo­gi­scher Viel­falt:

  • Ver­än­de­run­gen bei der Land- und Mee­res­nut­zung,
  • über­mä­ßi­ge Res­sour­cen­nut­zung,
  • Kli­ma­wan­del,
  • Um­welt­ver­schmut­zung und
  • in­va­si­ve ge­biets­frem­de Arten.

Um ge­sun­de und wi­der­stands­fä­hi­ge Öko­sys­te­me auf­zu­bau­en, wer­den in der EU-​Biodiversitätsstrategie für 2030 u. a. fol­gen­de Ziele fest­ge­legt:

  • Ge­setz­li­cher Schutz von min­des­tens 30 Pro­zent der Land­flä­che und 30 Pro­zent der Mee­res­ge­bie­te der EU, davon ein Drit­tel streng ge­schützt
  • Wie­der­her­stel­lung ge­schä­dig­ter Öko­sys­te­me, auch durch recht­lich ver­bind­li­che Ziele zur Wie­der­her­stel­lung der Natur
  • Um­kehr des Rück­gangs an Be­stäu­bern
  • Re­du­zie­rung des Ein­sat­zes und des Ri­si­kos von Pes­ti­zi­den um 50 Pro­zent
  • Land­schafts­ele­men­te mit gro­ßer bio­lo­gi­scher Viel­falt auf min­des­tens 10 Pro­zent der land­wirt­schaft­li­chen Flä­che
  • Öko­lo­gi­sche Land­wirt­schaft auf min­des­tens 25 Pro­zent der land­wirt­schaft­li­chen Flä­che
  • Wie­der­her­stel­lung von min­des­tens 25.000 Fluss­ki­lo­me­tern in der EU als frei flie­ßen­de Flüs­se
  • Be­kämp­fung von Bei­fän­gen und Schä­di­gun­gen des Mee­res­bo­dens

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Na­tio­na­le Stra­te­gie zur bio­lo­gi­schen Viel­falt

Seit dem Jahr 2007 be­steht in Deutsch­land die Na­tio­na­le Stra­te­gie zur bio­lo­gi­schen Viel­falt. Sie hatte zum Ziel, bis zum Jahr 2020 den Rück­gang der bio­lo­gi­schen Viel­falt in Deutsch­land auf­zu­hal­ten und eine po­si­ti­ve Ent­wick­lung an­zu­sto­ßen.

Die Um­set­zung der Na­tio­na­len Stra­te­gie zur bio­lo­gi­schen Viel­falt wird in be­son­de­rem Maße auch durch die ge­ziel­te För­de­rung bio­di­ver­si­täts­stär­ken­der Pro­jek­te un­ter­stützt. In dem Zu­sam­men­hang ist vor allem das Bun­des­pro­gramm Bio­lo­gi­sche Viel­falt ge­nannt. Das Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft, En­er­gie, Kli­ma­schutz und Um­welt des Lan­des Sachsen-​Anhalt be­tei­ligt sich hier­bei an der Ko­fi­nan­zie­rung ei­ni­ger Pro­jek­te auf dem Ge­biet un­se­res Bun­des­lan­des.

Die neue Na­tio­na­le Stra­te­gie zur bio­lo­gi­schen Viel­falt be­rück­sich­tigt die stra­te­gi­schen Vor­ga­ben der glo­ba­len Ge­mein­schaft (z.B. zu­künf­ti­ges Rah­men­pro­gramms der CBD) sowie die neue EU-​Biodiversitätsstrategie 2030.

Es ist an­ge­dacht, bis zum Früh­jahr 2023 in Zu­sam­men­ar­beit mit den Bun­des­län­dern und unter der Fe­der­füh­rung des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Um­welt, Na­tur­schutz, nu­klea­re Si­cher­heit und Ver­brau­cher­schutz eine neue Na­tio­na­le Stra­te­gie zur bio­lo­gi­schen Viel­falt für Deutsch­land sowie die da­zu­ge­hö­ri­gen Ak­ti­ons­plä­ne zu er­ar­bei­ten.

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Lan­des­stra­te­gie zur Bio­lo­gi­schen Viel­falt

Die Lan­des­re­gie­rung räumt der Bio­di­ver­si­tät hohe Prio­ri­tät ein und hat es sich daher zum Ziel ge­setzt, die be­stehen­de Stra­te­gie zur Bio­lo­gi­schen Viel­falt und den da­zu­ge­hö­ren­den Ak­ti­ons­plan in die­ser Le­gis­la­tur­pe­ri­ode (2021-2026) fort­zu­schrei­ben. Dar­auf haben sich die Ko­ali­ti­ons­part­ner im ak­tu­el­len Ko­ali­ti­ons­ver­trag ver­stän­digt.

Das Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft, En­er­gie, Kli­ma­schutz und Um­welt über­nimmt die Fe­der­füh­rung über die Fort­schrei­bung der Lan­des­stra­te­gie. Es ist be­ab­sich­tigt, bei der Fort­schrei­bung die Ziele der Eu­ro­päi­schen und Na­tio­na­len Stra­te­gie zur bio­lo­gi­schen Viel­falt zu be­rück­sich­ti­gen.

Im Jahr 2010 ver­ab­schie­de­te Sachsen-​Anhalt die Stra­te­gie des Lan­des zur Bio­lo­gi­schen Viel­falt (pdf, nicht bar­rie­re­frei). Die Stra­te­gie bie­tet die Chan­ce, dass alle Ak­teu­re in den je­wei­li­gen The­men­fel­dern sich kon­kre­te Ziele set­zen und Maß­nah­men er­grei­fen, mit deren Rea­li­sie­rung sie einen maß­geb­li­chen Bei­trag zum Er­halt der Bio­di­ver­si­tät leis­ten kön­nen. Ziel ist es, alle ge­sell­schaft­li­chen Kräf­te zu mo­bi­li­sie­ren und zu bün­deln, so dass sich die Ge­fähr­dung der bio­lo­gi­schen Viel­falt in Sachsen-​Anhalt deut­lich ver­rin­gert und als Fern­ziel die bio­lo­gi­sche Viel­falt ein­schließ­lich ihrer re­gio­nal­ty­pi­schen Be­son­der­hei­ten wie­der zu­nimmt.

In der Stra­te­gie wer­den für alle bio­di­ver­si­täts­re­le­van­ten The­men Ziele fest­ge­legt, die nach öko­lo­gi­schen, öko­no­mi­schen und so­zia­len Ge­sichts­punk­ten im Sinne des Leit­prin­zips Nach­hal­tig­keit be­rück­sich­tigt wer­den sol­len.

Ein vom Ka­bi­nett am 24. Sep­tem­ber 2013 be­schlos­se­ner Ak­ti­ons­plan Bio­lo­gi­sche Viel­falt (pdf, 4 MB) er­gänzt die Stra­te­gie des Lan­des zur bio­lo­gi­schen Viel­falt und be­nennt Maß­nah­men für rund 60 Hand­lungs­schwer­punk­te. Er soll die Um­set­zung der Lan­des­stra­te­gie be­schleu­ni­gen und den Fort­schritt mess­bar ma­chen.

Im Ak­ti­ons­plan wer­den zu den ein­zel­nen Maß­nah­men An­ga­ben zum Zeit­rah­men ge­macht sowie Zu­stän­dig­kei­ten und Part­ner für die Durch­füh­rung be­nannt. Wich­ti­ge Part­ner bei der Durch­füh­rung der Maß­nah­men sind zum Bei­spiel Land­nut­zer, Fach­ver­bän­de, Kom­mu­nen sowie Forschungs-​ und Hoch­schul­ein­rich­tun­gen. Die Lan­des­ver­wal­tung in­for­miert und un­ter­stützt bei der Um­set­zung der Maß­nah­men. Dabei kommt den För­der­pro­gram­men, die über­wie­gend aus EU-​Mitteln ge­speist wer­den, eine wich­ti­ge Rolle zu.

Die Lan­des­stra­te­gie sowie der da­zu­ge­hö­ri­ge Ak­ti­ons­plan Bio­lo­gi­sche Viel­falt sol­len die Ver­ant­wor­tung in allen Hand­lungs­fel­dern ins­ge­samt deut­lich ma­chen, ge­eig­ne­te Wege zum er­folg­rei­chen Bio­di­ver­si­täts­schutz auf­zei­gen und einen aus­rei­chen­den Personal-​ und Fi­nanz­ein­satz zur Er­rei­chung die­ser stra­te­gi­schen Ziele be­grün­den. Dar­über hin­aus hat sie stra­te­gi­sche An­sät­ze ent­wi­ckelt, um auch kon­zep­tio­nell eine Ver­zah­nung in­ner­halb des Lan­des u. a. mit den Stra­te­gien zur Nach­hal­tig­keit und an­de­ren Be­rei­chen her­zu­stel­len.

Die stra­te­gi­schen Ziel­set­zun­gen rich­ten sich an alle Res­sorts, Fach­be­rei­che und Ver­wal­tungs­ebe­nen. Es ist von es­sen­ti­el­ler Be­deu­tung für die Ziel­er­rei­chung, das fach­li­che und ver­wal­tungs­mä­ßi­ge Han­deln an den An­for­de­run­gen der bio­lo­gi­schen Viel­falt zu ori­en­tie­ren. Für die Be­glei­tung der kon­zep­tio­nel­len Um­set­zung der Stra­te­gie durch wis­sen­schaft­li­che For­schungs­ein­rich­tun­gen und Fachein­rich­tun­gen des Lan­des be­stehen dar­über hin­aus gute Vor­aus­set­zun­gen. Er­freu­li­cher­wei­se haben be­reits die zahl­rei­chen Ak­ti­vi­tä­ten sowie die um­fang­rei­che Öf­fent­lich­keits­ar­beit im In­ter­na­tio­na­len Jahr der Bio­lo­gi­schen Viel­falt (2010) dazu ge­führt, dass das Thema Bio­di­ver­si­tät auch in Sachsen-​Anhalt stär­ker in den Fokus be­zie­hungs­wei­se in das öf­fent­li­che Be­wusst­sein ge­rückt ist und in­zwi­schen Ein­gang in die un­ter­schied­li­chen Po­li­tik­fel­der ge­fun­den hat. Die Stra­te­gie zur bio­lo­gi­schen Viel­falt hat den An­stoß dazu ge­ge­ben, dass man sich auf brei­ter Front mit dem Thema Bio­di­ver­si­tät be­schäf­tigt.

Dies wi­der­spie­gelt sich auch in den Ziel­set­zun­gen der ak­tu­el­len Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung, wo Hand­lungs­an­sät­ze zur För­de­rung der Bio­di­ver­si­tät for­mu­liert wur­den, ins­be­son­de­re auch im wich­ti­gen Be­reich der Land­wirt­schaft sowie beim Aus­bau der er­neu­er­ba­ren En­er­gien.

So will die Lan­des­re­gie­rung unter an­de­rem mit einem För­der­pro­gramm in fünf Mo­dell­re­gio­nen unter an­de­rem zu Fra­gen der Bio­di­ver­si­tät und dem In­sek­ten­schutz auf land­wirt­schaft­li­chen Nutz­flä­chen for­schen. Au­ßer­dem sol­len zur Er­hö­hung der bio­lo­gi­schen Viel­falt in den in­ten­siv ge­nutz­ten Agrar­land­schaf­ten Feld­rai­ne, He­cken, Weg­rän­der und Feucht­ge­bie­te in die land­wirt­schaft­li­che För­der­ku­lis­se auf­ge­nom­men wer­den. Photovoltaik-​Freiflächenanlagen sol­len neben der kli­ma­freund­li­chen En­er­gie­ge­win­nung auch einen wert­vol­len Bei­trag zum Bio­top­ver­bund in der of­fe­nen Agrar­land­schaft zu leis­ten. Hier­zu will sich die Lan­des­re­gie­rung für bio­di­ver­si­täts­freund­li­che Pla­nun­gen ein­set­zen.

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