FAQ: Luftreinhaltung/Umweltzonen
Die Luft in Sachsen-Anhalt ist heute deutlich sauberer als zu Beginn der 1990er Jahre. Technischer Fortschritt sowie die Einführung von Umweltzonen und Luftreinhalteplänen haben wesentlich dazu beigetragen, dass die Schadstoffbelastungen flächendeckend zurückgegangen sind. Dennoch sind Maßnahmen zur Luftreinhaltung in Sachsen-Anhalt auch in Zukunft unerlässlich.
- Was ist Luftreinhaltung?
- Welche Schadstoffe belasten die Luft besonders und welche Wirkung haben sie auf die menschliche Gesundheit?
- Was passiert, wenn die Schadstoffbelastung der Luft zu hoch ist?
- Welche Maßnahmen können im Rahmen der Luftreinhalteplanung ergriffen werden?
- Wo in Sachsen-Anhalt gibt es „Umweltzonen“ und was bringen sie?
- Wie kann ich einen Beitrag zu einer besseren Luftqualität leisten?
- Wer überwacht die Luftqualität in Sachsen-Anhalt?
- Wie ist die Luftqualität in Sachsen-Anhalt?
- Wo gibt es weiterführende Informationen?
Was ist Luftreinhaltung?
Luftreinhaltung umfasst alle Maßnahmen zur Verminderung bzw. Vermeidung von Verunreinigungen der Atmosphäre. Ziel ist es, die natürliche Zusammensetzung der Luft nachhaltig zu sichern, um den dauerhaften Schutz der Gesundheit des Menschen sowie von Tieren und Pflanzen zu gewährleisten. Welche Qualität die Außenluft in Sachsen-Anhalt haben sollte, ist europarechtlich geregelt. Die entsprechende EU-Luftqualitätsrichtlinie (2008/50/EG) legt Grenzwerte für zahlreiche Schadstoffe wie Stickstoffdioxid, Feinstaub oder Schwefeldioxid fest, gibt Zielwerte für Ozon vor und regelt darüber hinaus weitere Luftqualitätsstandards. Diese Vorgaben müssen vom Land Sachsen-Anhalt kontinuierlich überwacht und bewertet werden. Das gilt vor allem für dicht besiedelte Gebiete, in denen die Luft von zahlreichen Quellen wie Verkehr und Industrie besonders mit Schadstoffen belastet wird.
Welche Schadstoffe belasten die Luft besonders und welche Wirkung haben sie auf die menschliche Gesundheit?
Für die Luftqualität relevante Schadstoffe sind v.a. Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ozon.
- Stickstoffdioxid ist ein ätzendes Reizgas, welches bei Verbrennungsprozessen (v. a. aus Motoren sowie Feuerungsanlagen für fossile Brennstoffe und Abfälle) entsteht. In Ballungsräumen ist der Straßenverkehr die bedeutendste Quelle für Stickstoffoxide. Sie schädigen unmittelbar das Schleimhautgewebe im gesamten Atemtrakt und können ebenso die Augen reizen. Akuteffekte sind Atemnot, Husten, Bronchitis, die sich bei wiederholten Auftreten zu chronischen Atemwegs- und Lungenerkrankungen entwickeln könnten. Bei erhöhten Belastungssituationen leiden besonders Menschen, die bereits vorgeschädigte Atemwege haben.
- Feinstaub ist Bestandteil des Schwebstaubes. Dieser umfasst alle festen und flüssigen Teilchen in der Außenluft, die nicht sofort zu Boden sinken, sondern eine gewisse Zeit in der Atmosphäre verweilen. Die Staubteilchen (Partikel) sind unterschiedlich groß; ihr Durchmesser kann zwischen wenigen Nanometern (nm = Milliardstel Meter) und 100 Mikrometern (μm = Millionstel Meter) betragen. Je kleiner diese Partikel sind, desto tiefer gelangen sie in den Atemtrakt und können dort die Gesundheit schädigen. Denn sie enthalten neben Staub weitere gefährliche Inhaltstoffe wie Schwermetalle oder polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die Krebs erzeugen. Feinstaub entsteht durch Emissionen aus Kraftfahrzeugen, Kraftwerken, Öfen und Heizungen in Wohnhäusern oder durch Brems- und Reifenabrieb. Er kann aber auch aus natürlichen Quellen oder aus Naturereignissen wie Vulkanausbrüchen und Erdbeben stammen. Zudem tragen Emissionen aus der Tierhaltung, v.a. von Ammoniak, zur Bildung von Feinstaub bei.
- Ozon ist ein farbloses und giftiges Gas, das zu Atemwegsbeschwerden, verminderter Lungenfunktion und entzündlichen Reaktionen in den Atemwegen führen kann sowie darüber hinaus im Verdacht steht, beim Menschen Krebs auszulösen. Ozon wird bei intensiver Sonneneinstrahlung aus anderen Schadstoffen wie Stickstoffoxiden gebildet und entsteht daher v. a. während sommerlicher Hochdruckwetterlagen.
Was passiert, wenn die Schadstoffbelastung der Luft zu hoch ist?
Die Schadstoffbelastung ist zu hoch, wenn die Grenzwerte der EU-Luftqualitätsrichtlinie (2008/50/EG) überschritten werden. Für Gebiete, in denen das passiert bzw. in denen die Gefahr dazu besteht, muss das Umweltministerium Luftreinhaltepläne oder Pläne für kurzfristige Maßnahmen erstellen, damit die Grenzwerte künftig eingehalten werden. In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Umweltschutz und der jeweils betroffenen Gemeinde wurden in den vergangenen Jahren Pläne für die Ballungsräume Magdeburg und Halle, die Lutherstadt Wittenberg, die Stadt Aschersleben und für Halberstadt erstellt.
Welche Maßnahmen können im Rahmen der Luftreinhalteplanung ergriffen werden?
Dabei gilt zunächst das Verursacherprinzip, d. h. die Maßnahmen sollen in erster Linie beim Hauptverursacher der Emissionen ansetzen. In den vergangenen Jahren sind in Sachsen-Anhalt die Luft-Grenzwerte jeweils im innerstädtischen Bereich überschritten worden; Hauptgrund dafür war der Kraftfahrzeugverkehr. Zu den möglichen Maßnahmen gehören daher die Einrichtung von Umweltzonen mit Einfahrverboten für Fahrzeuge mit erhöhten Emissionen, zeitlich und räumlich begrenzte Fahrverbote etwa für Lkw-Durchfahrten sowie eine Verkehrslenkung durch Tempolimits oder Optimierung von Ampelschaltungen, um Anfahr- und Bremsvorgänge zu reduzieren und so Verkehrsemissionen zu senken. Weitere Maßnahmen sind Parkleitsysteme, der Ausbau von Angeboten zum Car- und Bike-Sharing, ein attraktiverer ÖPNV, die Stärkung der Infrastruktur für Rad- und Fußverkehr sowie die Förderung der Nutzung emissionsarmer bzw. -freier Fahrzeuge.
Wo in Sachsen-Anhalt gibt es „Umweltzonen“ und was bringen sie?
Weil die Grenzwerte der EU-Luftqualitätsrichtlinie (2008/50/EG) wiederholt überschritten wurden, sind 2011 in Magdeburg und Halle (Saale) Umweltzonen eingerichtet worden. Durch die damit einhergehenden Einfahrverbote für Fahrzeuge mit erhöhten Emissionen sollte die Luftqualität gesteigert und die Grenzwerte eingehalten werden. Dieses Ziel ist mittlerweile erreicht worden. Der Immissionsschutzbericht des Landes, der seit 1991 jährlich vom Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt herausgegeben wird, zeigt deutlich: Die Luftqualität in Sachsen-Anhalt hat sich in den vergangenen Jahren sukzessive verbessert.
Die derzeitigen Grenzwerte für Stickstoffdioxid und Feinstaub werden aktuell an allen Messstationen im Land eingehalten. Hierzu haben die Umweltzonen beigetragen – und sie bleiben auch künftig wichtig. Denn die Weltgesundheitsorganisation WHO hat im September 2021 neue Leitlinien zur Luftqualität veröffentlicht; mit Richtwerten zum Gesundheitsschutz, welche die europaweit geltenden Grenzwerte deutlich unterschreiten. Diese Verschärfung wird aller Voraussicht nach in der derzeit laufenden Aktualisierung der EU-Luftqualitätsrichtlinie (2008/50/EG) Berücksichtigung finden. Insofern werden auch weiterhin umfangreiche Maßnahmen notwendig sein, um die Luftqualität in Sachsen-Anhalt nachhaltig zu verbessern. Ob Verkehr, Energie, Industrie, Landwirtschaft oder Wohnen – alle Bereiche müssen ihren Beitrag leisten.
Wie kann ich einen Beitrag zu einer besseren Luftqualität leisten?
Jedermann kann in seinem Umfeld zur Verbesserung der Luftqualität beitragen. Sei es beim Autofahren durch die Bildung von Fahrgemeinschaften, eine reduzierte Geschwindigkeit, den Umstieg auf einen emissionsärmeren Antrieb oder die Nachrüstung von Systemen zur Abgasnachbehandlung. Oder man lässt das Auto häufiger stehen und nutzt stattdessen Bus, Bahn und Fahrrad oder legt kurze Wege zu Fuß zurück.
Auch in Haus und Garten gibt es viele Möglichkeiten: Die Nutzung emissionsarmer Heizsysteme, möglichst mit Unterstützung erneuerbarer Energien (Solarthermie zur Warmwasseraufbereitung, Wärmepumpen etc.), ist nicht nur gut fürs Klima und den eigenen Geldbeutel, sondern auch für die Luftqualität. Zudem sollten nur Kamine oder Öfen mit Abgasreinigung betrieben und ausschließlich gut abgelagertes, unbehandeltes Holz verwendet werden. Auch wer auf Laub- und Holzverbrennung im Garten oder ein privates Silvesterfeuerwerk verzichtet sowie den eigenen Fleischkonsum reduziert, sorgt für weniger Feinstaub und Ammoniakemissionen und tut so Gutes für unsere Luft. Gleiches gilt, wenn Häuser besser gedämmt, die Raumtemperaturen beispielsweise in Neben- und Schlafräumen abgesenkt und energiesparsame Haushaltsgeräte eingesetzt werden.
Wer überwacht die Luftqualität in Sachsen-Anhalt?
Basis für die qualifizierte Beurteilung der Luftqualität in Sachsen-Anhalt ist das Luftüberwachungs- und Informationssystem des Landes (LÜSA). Das Luftmessnetz existiert seit 1991, wird durch das Landesamt für Umweltschutz betrieben, jährlich überprüft und umfasst landesweit 23 Containermessstationen sowie weitere Messstellen. Die Messungen erfolgen an verkehrsreichen Straßenabschnitten sowie in städtischen, ländlichen und industrienahen Gebieten.
Zusätzlich zu Luftschadstoffen werden auch meteorologische Daten wie Lufttemperatur, Niederschlagsmenge, Windgeschwindigkeit und -richtung, relative Feuchte, Globalstrahlung und Luftdruck erfasst. Diese Daten spielen eine wichtige Rolle bei der Betrachtung der Luftqualität. So kann sich etwa bei sommerlichen Hochdruckwetterlagen im Tagesverlauf verstärkt bodennahes Ozon bilden (siehe 2). Winterliche Hochdruckwetterlagen wiederum können die Durchmischung der Luft reduzieren und so zur Schadstoffanreicherung führen. Niederschlag dagegen senkt die Schadstoffbelastung, da er die Stoffe aus der Atmosphäre herauswäscht.
Wie ist die Luftqualität in Sachsen-Anhalt?
Anfang der 1990er Jahre gehörte Sachsen-Anhalt zu den Bundesländern mit extrem hoher Luftverschmutzung. Dies hat sich grundlegend geändert: In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat sich die Luftqualität im Land erheblich verbessert. Durch die konsequente Umsetzung der Maßnahmen aus den Luftreinhalteplänen (siehe 3 und 4) werden in Sachsen-Anhalt seit 2018 alle Grenzwerte der EU-Luftqualitätsrichtlinie (2008/50/EG) eingehalten. Dennoch ist festzuhalten, dass die Belastung durch Schadstoffe wie Feinstaub, Stickstoffdioxid und Ozon zuletzt nur noch langsam zurückgegangen bzw. in etwa gleichgeblieben ist.
Einen Überblick über die Luftqualität des jeweils vorangegangen Jahres gibt der vom Landesamt für Umweltschutz herausgegebene Immissionsschutzbericht. Er enthält Auswertungen zur Belastung mit Luftschadstoffen und eine immissionsmeteorologische Einschätzung des Berichtsjahres. Die seit dem Jahr 1997 veröffentlichen Immissionsschutzberichte sind auf den Seiten des LÜSA zu finden.
Wo gibt es weiterführende Informationen?
Über das Internet-Angebot des LÜSA sind Informationen zu Messstationen und Luftmesswerten für Sachsen-Anhalt verfügbar. Aktuelle Informationen zur Schadstoffbelastung der Luft gibt es auch mobil über die Luftqualitäts-App.
Das Umweltbundesamt stellt unter der Rubrik „Aktuelle Luftdaten“ bundesweit Informationen zur aktuellen Luftqualität zur Verfügung.
Weitere Informationen zum Thema Luftreinhalteplanung sind auf den Seiten des Landesamtes für Umweltschutzes zu finden.