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Ar­ten­viel­falt und Bio­di­ver­si­tät im ei­ge­nen Gar­ten - so geht's!

Bunt, struk­tur­reich und viel­fäl­tig bie­ten na­tur­na­he Gär­ten un­zäh­li­gen Tie­ren und Pflan­zen eine neue Hei­mat. Selbst kleins­te Be­rei­che kön­nen einen gro­ßen Bei­trag zum Er­halt der Ar­ten­viel­falt und Bio­di­ver­si­tät leis­ten. Das FAQ gibt ei­ni­ge Tipps, wie die Ar­ten­viel­falt im Gar­ten be­wahrt wer­den kann und ein Pa­ra­dies für Le­be­we­sen ent­steht.

Was ver­steht man unter Ar­ten­viel­falt und Bio­di­ver­si­tät?

Bio­di­ver­si­tät wird oft­mals mit Ar­ten­viel­falt gleich­ge­setzt; der Be­griff um­fasst aber dar­über hin­aus auch die Viel­falt von Le­bens­räu­men bzw. Öko­sys­te­men sowie die ge­ne­ti­sche Viel­falt in­ner­halb einer Art. Ar­ten­viel­falt ist dem­nach ein – zen­tra­ler – Teil von Bio­di­ver­si­tät.

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Wie wirkt sich der Kli­ma­wan­del auf Ar­ten­viel­falt und Bio­di­ver­si­tät aus?

Der ak­tu­ell ver­zeich­ne­te Kli­ma­wan­del stellt Tiere und Pflan­zen in Sachsen-​Anhalt vor teils große Her­aus­for­de­run­gen. So füh­ren die er­höh­ten Durch­schnitts­tem­pe­ra­tu­ren u. a. dazu, dass ei­ni­ge Arten neue Le­bens­räu­me su­chen bzw. su­chen müs­sen: Wär­me­lie­ben­de Arten aus dem Süden brei­ten sich im Land aus; hei­mi­sche Arten wan­dern – wenn mög­lich – in den Nor­den oder hö­he­re Lagen. Pro­ble­ma­tisch ist dies vor allem für jene Arten, die spe­zi­ell an ihren Le­bens­raum an­ge­passt sind oder sich nur lang­sam aus­brei­ten. Hinzu kommt, dass die zu­neh­men­de Ver­schie­bung von Le­bens­räu­men auch be­stehen­de Nah­rungs­net­ze oder Be­zie­hun­gen zwi­schen Pflan­zen und Be­stäu­bern ver­än­dern. Der Kli­ma­wan­del ge­fähr­det aber nicht nur viele Arten – dar­un­ter auch schutz­wür­di­ge, son­dern dar­über hin­aus eben­falls Le­bens­räu­me wie Ge­wäs­ser­öko­sys­te­me oder Feucht­ge­bie­te.

 

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Wel­che Arten sind vom Kli­ma­wan­del bei­spiels­wei­se be­trof­fen?

Zu den Arten, die vom Kli­ma­wan­del und dem damit ver­bun­de­nen Tem­pe­ra­tur­an­stieg pro­fi­tie­ren, zäh­len u. a. Bie­nen­fres­ser und Wie­de­hopf. Auch die Got­tes­an­be­te­rin ist immer häu­fi­ger in Sachsen-​Anhalt zu be­ob­ach­ten, v. a. im Süden des Lan­des. Glei­ches gilt für fremd­län­di­sche Arten wie etwa das Ori­en­ta­li­sche Za­cken­schöt­chen, die sich leich­ter in frei­ge­wor­de­nen Area­len aus­brei­ten kön­nen; dies hat nicht nur einen ne­ga­ti­ven Ein­fluss auf das hei­mi­sche Öko­sys­tem, son­dern stellt dar­über hin­aus auch ein ge­sund­heit­li­ches Ri­si­ko für den Men­schen dar. Be­trof­fen vom Tem­pe­ra­tur­an­stieg ist zudem u.a. die Brocken-​Anemone, die in Sachsen-​Anhalt nur be­grenzt in hö­he­re Lagen ab­wan­dern kann.

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Natur-​ oder Zier­gar­ten: Wie wirkt sich das auf die Ar­ten­viel­falt aus?

Beim Zier­gar­ten ste­hen eher ge­stal­te­ri­sche und äs­the­ti­sche Aspek­te im Vor­der­grund. Pflan­zen wer­den hier v. a. mit Blick auf mög­lichst (far­ben)präch­ti­ge Blü­ten aus­ge­wählt; dabei kom­men oft­mals exo­ti­sche, nicht hei­mi­sche Arten zum Ein­satz – meist in Kom­bi­na­ti­on mit einem ar­ten­ar­men und kurz ge­hal­te­nen Rasen. Alles in allem sind Zier­gär­ten damit re­la­tiv pfle­ge­in­ten­siv – neben häu­fi­gem Ra­sen­mä­hen müs­sen Schäd­lin­ge be­kämpft sowie Beete ge­düngt und un­kraut­frei ge­hal­ten wer­den.

Der Na­tur­gar­ten be­steht da­ge­gen v. a. aus hei­mi­schen Pflan­zen­ar­ten, die vie­len im Land be­hei­ma­te­ten Tie­ren wert­vol­len Le­bens­raum und Nah­rungs­quel­len bie­ten – oft­mals in Kom­bi­na­ti­on mit ar­ten­rei­chen Blüh­wie­sen, Rei­sig­hau­fen oder „wil­den“ Totholz-​Ecken. Äs­the­ti­sche Aspek­te spie­len hier eine eher un­ter­ge­ord­ne­te Rolle. Dafür braucht der Na­tur­gar­ten ver­gleichs­wei­se wenig Pfle­ge: Nütz­lin­ge wie der Ma­ri­en­kä­fer re­du­zie­ren Schäd­lin­ge wie etwa Läuse, lie­gen­ge­las­se­nes Laub sorgt für mehr Nähr­stof­fe im Boden und häu­fi­ges Ra­sen­mä­hen ist nicht er­for­der­lich.

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Was ist bei einer Blüh­wie­se zu be­ach­ten?

Im Ge­gen­satz zu rei­nem Zier­ra­sen er­folgt die Wie­sen­pfle­ge mit deut­lich we­ni­ger Schnit­ten im Jahr. Die Mahd von Wie­sen soll­te dabei im Ide­al­fall ge­staf­felt er­fol­gen, damit In­sek­ten – auf den noch nicht ge­mäh­ten Flä­chen – wei­ter­hin Nah­rung fin­den. Auch kön­nen über den Win­ter Alt­gras­strei­fen ste­hen ge­las­sen wer­den, die wert­vol­le Über­win­te­rungs­ha­bi­ta­te für In­sek­ten dar­stel­len.

 

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Wie kann man In­sek­ten, Vögel und klei­ne Säu­ge­tie­re in den Gar­ten lo­cken?

In­sek­ten füh­len sich zu­meist dort wohl, wo sie aus­rei­chend Nah­rung und Un­ter­schlupf fin­den. Wie­sen aus re­gio­na­len Wild­pflan­zen, ein­hei­mi­sche Obst­ge­höl­ze wie Wild-​Birne, Holz-​Apfel oder Bee­ren­sträu­cher wie die Schle­he sind eine gute Nah­rungs­quel­le für viele In­sek­ten – und damit auch für in­sek­ten­fres­sen­de Vögel, Am­phi­bi­en, Rep­ti­li­en und Säu­ge­tie­re wie etwa Igel. Un­ter­schlupf und Brut­mög­lich­keit bie­ten vor allem Tot­holz, Tro­cken­mau­ern, Stein­hau­fen, Nist­käs­ten oder selbst ge­bau­te In­sek­ten­ho­tels. Po­si­tiv wir­ken auch klei­ne Was­ser­stel­len bzw. Trän­ken für Vögel und In­sek­ten.

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Wel­che Pflan­zen­ar­ten bie­ten sich für einen Na­tur­gar­ten be­son­ders an?

Ein na­tur­na­her Gar­ten bie­tet Nah­rung sowie Lebens-​ und Fort­pflan­zungs­raum für hei­mi­sche Tier­ar­ten. Auf Zier­ar­ten mit dop­pelt ge­füll­ten Blü­ten soll­te dabei ver­zich­tet wer­den. Fol­gen­de Pflan­zen bie­ten über Pol­len und Nek­tar Nah­rung für In­sek­ten und sind dar­über hin­aus ver­gleichs­wei­se tro­cken­re­sis­tent – ein Aspekt, der mit Blick auf den Kli­ma­wan­del nicht außer Acht ge­las­sen wer­den soll­te:

Deut­scher Name Gat­tung/Art (la­tei­ni­sche Be­zeich­nung)
Arznei-​Thymian Thy­mus pu­le­gio­ides
Äh­ri­ger Eh­ren­preis Ve­ro­ni­ca spi­ca­ta
Berg-​Sandglöckchen Ja­sio­ne mon­ta­na
Sand-​Strohblume He­lichrysum are­na­ri­um
Heide-​Nelke Di­an­thus del­to­ides
Kartäuser-​Nelke Di­an­thus car­thu­sian­o­rum
Klei­nes Ha­bichts­kraut Hier­a­ci­um pi­lo­sel­la
Sand-​Fingerkraut Po­ten­til­la in­ca­na
Silber-​Fingerkraut Po­ten­til­la ar­gen­tea
Skabiosen-​Flockenblume Cen­tau­rea sca­bio­sa
Ech­tes Lab­kraut Ga­li­um verum
Tüpfel-​Hartheu Hy­pe­ri­cum per­fo­ra­tum
Wiesen-​Salbei Sal­via pra­ten­sis
Wilde-​Möhre Dau­cus ca­ro­ta
Wund­klee An­thyl­lis vul­nera­ria

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Wor­auf soll­te man bei einem na­tur­na­hen Gar­ten ach­ten?

In einem Na­tur­gar­ten kom­men vor allem hei­mi­sche Pflan­zen zum Ein­satz. Ver­zich­ten soll­te man da­ge­gen auf Pes­ti­zi­de, Kunst­dün­ger und torf­hal­ti­ge Erde. Auch zu häu­fi­ges Mähen, künst­li­che Licht­quel­len oder Tei­che mit Fisch­be­satz schmä­lern das na­tur­na­he Gärt­nern. Ge­ne­rell gilt: We­ni­ger auf­räu­men, mehr Struk­tu­ren bie­ten. Auch Ver­sie­ge­lung ist ein Thema: Schot­ter­gär­ten sind seit März 2021 in Sachsen-​Anhalt ver­bo­ten. Laut Bau­ord­nung des Lan­des müs­sen die nicht mit Ge­bäu­den ver­se­he­nen Flä­chen be­bau­ter Grund­stü­cke was­ser­auf­nah­me­fä­hig sein und be­pflanzt bzw. be­grünt wer­den. Bei Ver­stö­ßen müs­sen die be­trof­fe­nen Grund­stücks­ei­gen­tü­mer mit einem Buß­geld und der Auf­for­de­rung zum Umbau des Schot­ter­gar­tens rech­nen.

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Wel­che Rolle spie­len Bäume beim Kli­ma­wan­del und den zu­neh­men­den Wet­ter­ex­tre­men?

Bäume sor­gen durch Be­schat­tung und Ver­duns­tung für Küh­lung – dies ist ge­ra­de in grö­ße­ren Städ­ten von wach­sen­der Be­deu­tung. Dar­über hin­aus ver­bes­sern sie die Luft­qua­li­tät, in dem sie durch Pho­to­syn­the­se Koh­len­di­oxid in Sauer­stoff um­wan­deln und Schadstoff-​Partikel an den Blät­tern an­la­gern. Es gibt al­ler­dings auch Baum­ar­ten, die ne­ga­tiv auf die in­ner­städ­ti­sche Luft­qua­li­tät wir­ken: So kön­nen Pap­peln oder Pla­ta­nen in Ver­bin­dung mit Stick­oxi­den bo­den­na­hes Ozon pro­du­zie­ren.

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Wie kann man hei­mi­schen Tie­ren beim Über­win­tern im Gar­ten hel­fen?

Ein na­tur­na­her Gar­ten zahlt sich für seine tie­ri­schen Be­woh­ner auch in der kal­ten Jah­res­zeit aus. Hau­fen aus Tot­holz, Rei­sig und Laub in Erd­mul­den oder He­cken bie­ten u.a. Igeln ein idea­les Win­ter­quar­tier; zu­sätz­lich kann man auch ein Igel­häus­chen auf­stel­len. Rot­kehl­chen, Blau­mei­se und Co. freu­en sich über dich­te He­cken, bee­ren­tra­gen­de Ge­höl­ze oder sa­men­tra­gen­de Stau­den, die nicht zu­rück­ge­schnit­ten wur­den. Auch Nist­käs­ten hel­fen Sing­vö­geln und an­de­ren Tie­ren beim Über­win­tern – sie soll­ten daher nicht erst im Früh­jahr auf­ge­hängt wer­den. Auch für In­sek­ten­ho­tels ist der Herbst ein idea­ler Zeit­punkt zum Auf­stel­len. Be­gehrt bei Erd­krö­te, Ei­dech­se und an­de­ren Am­phi­bi­en sind wie­der­um Un­ter­schlup­fe in frost­frei­en Stein-​, Laub- und Kom­post­hau­fen oder Baum­stümp­fen.
 

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Soll­ten Tiere im Win­ter ge­füt­tert wer­den?

In der kal­ten Jah­res­zeit schrumpft das Nah­rungs­an­ge­bot für Tiere. Auch hier kann ein na­tur­na­her Gar­ten punk­ten – mit Pflan­zen, die noch im Win­ter Früch­te tra­gen. Eber­esche, Wild­obsthe­cken oder Ha­ge­but­ten de­cken den Tisch und sor­gen für einen drin­gend be­nö­tig­ten En­er­gie­schub. Dar­über hin­aus kann Zu­satz­fut­ter ge­ra­de für Sing­vö­gel hilf­reich sein – ins­be­son­de­re wenn es kalt und der Boden mit Schnee be­deckt ist. Auf dem Spei­se­plan ste­hen kön­nen dann vor allem Son­nen­blu­men­ker­ne, klein­ge­hack­te Hasel-​ und Wal­nüs­se, Weizen-​ und Ha­fer­flo­cken sowie auf­ge­schnit­te­ne Früch­te und Bee­ren. Wich­tig ist dabei, dass die Fut­ter­stel­len si­cher vor Kat­zen sind und dass die Vögel genug Platz zum Lan­den haben. Doch nicht jeder Gar­ten­be­woh­ner be­nö­tigt im Win­ter zu­sätz­li­ches Fut­ter. So kom­men etwa Eich­hörn­chen zu­meist mit ihrem an­ge­leg­ten Vor­rat aus.

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Ab­tei­lung Na­tur­schutz, Was­ser­wirt­schaft

Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft, En­er­gie,
Kli­ma­schutz und Um­welt
 des Lan­des Sachsen-​Anhalt
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