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Rück­blick EnMK23 – Ge­spräch mit Staats­se­kre­tär Tho­mas Wünsch

Herr Wünsch, Sie sind in Ihrer Rolle als Staats­se­kre­tär ja viel auf Fach­kon­fe­ren­zen und auch auf an­de­ren Fach­mi­nis­ter­kon­fe­ren­zen un­ter­wegs. Was war bei der En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz neu, an­ders?

Wünsch: Bei an­de­ren Fach­mi­nis­ter­kon­fe­ren­zen gibt es schon lange fest­ge­füg­te Struk­tu­ren, Ab­läu­fe und Ver­fah­ren. Da dies aber die erste En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz über­haupt war, hat­ten wir 2023 in Sachsen-​Anhalt die Mög­lich­keit zu ge­stal­ten. Und das hat sehr viel Spaß ge­macht. Mit wel­chen Schwer­punk­ten gehen wir in unser Kon­fe­renz­jahr? Wo und wie oft wol­len wir uns tref­fen? Wie or­ga­ni­sie­ren wir die Kon­fe­renz? Wie wol­len wir die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen ein­bin­den? Und auch: Wie hebt sich das von den En­er­gie­mi­nis­ter­tref­fen ab, die es in den Jah­ren davor ge­ge­ben hat?

Mit un­se­rer Um­set­zung die­ser ers­ten En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz konn­ten wir auch eine ei­ge­ne Struk­tur für die fol­gen­den Jahre ent­wer­fen und um­set­zen. 2024 über­nimmt Schleswig-​Holstein den Vor­sitz. Vor­aus­schau­end hat ein Team aus dem Nor­den un­se­re Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen über das Jahr bei den Ver­an­stal­tun­gen be­glei­tet, um sich an­zu­schau­en, wie wir das or­ga­ni­sie­ren und was alles zu be­ach­ten ist.

Im Vor­feld der je­wei­li­gen EnMK fin­det die Amts­chef­kon­fe­renz (ACK) der Staats­se­kre­tä­rin­nen und Staats­se­kre­tä­re der Län­der statt, die der in­halt­li­chen Vor­be­rei­tung der Be­schlüs­se dient. Wie läuft so etwas ab?

Wünsch: Die En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz ist ins­ge­samt sehr auf­wän­dig, weil wir im Ab­lauf mit 16 Län­dern ge­mein­sam um For­mu­lie­run­gen rin­gen, die dann in po­li­ti­sches Han­deln um­ge­setzt wer­den sol­len. Im Re­gel­fall folgt dann min­des­tens eine Adres­sie­rung an den Bund. Das Ver­fah­ren dafür ist, dass man sich po­li­tisch ei­nigt, einen ent­spre­chen­den Be­schluss­vor­schlag for­mu­liert und mit einer For­de­rung an den Bund her­an­tritt, wie wir zum Bei­spiel in die­sem Jahr nach einem In­dus­trie­strom­preis. Wenn alle 16 Län­der so etwas ge­mein­sam ver­tre­ten, hat das ja ein enor­mes Ge­wicht.

Die Amts­chef­kon­fe­renz be­rei­tet die je­wei­li­ge En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz vor. Un­se­re Auf­ga­be ist es, die Be­schlüs­se und The­men zu­nächst in Län­der­vor­be­spre­chun­gen und da­nach in gro­ßen Län­der­run­den mit­ein­an­der zu dis­ku­tie­ren, die Ta­ges­ord­nung zu straf­fen und be­stimm­te Ta­ges­ord­nungs­punk­te schon end­gül­tig zu be­spre­chen. Den Mi­nis­te­rin­nen und Mi­nis­tern wird dann eine Liste mit zwei Blö­cken vor­ge­legt. Zum einen mit Punk­ten, die von uns unter den Län­dern be­reits ein­ver­nehm­lich be­spro­chen wur­den, die so ge­nann­te grüne Liste. Zum an­de­ren mit Be­schluss­vor­schlä­gen, bei denen es noch un­ter­schied­li­che Po­si­tio­nen gibt, die es in der Dis­kus­si­on unter den Mi­nis­te­rin­nen und Mi­nis­tern auf­zu­lö­sen gilt.

Sie haben sich for­mal dazu ent­schie­den, mit der ACK ganz un­mit­tel­bar vor der En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz zu tagen – warum?

Wünsch: Wir haben uns in Sachsen-​Anhalt ent­schie­den, als Staats­se­kre­tä­re nicht schon Wo­chen vor­her zu be­ra­ten, wie bei­spiels­wei­se in der Wirt­schafts­mi­nis­ter­kon­fe­renz üb­lich, son­dern un­mit­tel­bar einen Tag davor. Die­ses Mo­dell haben wir be­wusst ge­wählt, weil sonst ta­ges­po­li­tisch zwi­schen­zeit­lich immer noch etwas pas­sie­ren könn­te, das die Über­ar­bei­tung un­se­rer Be­schluss­vor­schlä­ge aus wich­ti­gen Grün­den er­for­der­lich macht. Das hat sich aus mei­ner Sicht auch be­währt.

Warum ist eine de­tail­lier­te in­halt­li­che Vor­be­rei­tung so wich­tig?

Wünsch: Ge­ra­de im The­men­be­reich En­er­gie müs­sen wir häu­fig mit hoch­kom­ple­xen Sach­ver­hal­ten um­ge­hen. Wir haben Vor­ga­ben der Eu­ro­päi­schen Union, Bun­des­re­geln und manch­mal auch Län­der­re­gu­la­ri­en zu be­ach­ten, die un­ter­ein­an­der ab­ge­gli­chen wer­den müs­sen.

Ein gutes Bei­spiel dafür ist die Re­form der Netz­ent­gel­te. Im Strom­preis für Pri­vat­ver­brau­cher und Un­ter­neh­men steckt für jede Ki­lo­watt­stun­de auch ein An­teil für un­se­re Strom­net­ze, je nach­dem, wie sich die Kos­ten über die Jahre ent­wi­ckeln. Dabei müs­sen wir nicht nur recht­li­che Vor­ga­ben be­ach­ten, son­dern brau­chen auch Kal­ku­la­tio­nen. Denn re­gio­nal haben wir eine un­ter­schied­li­che Struk­tur der Netz­ent­gel­te. Es gibt Bun­des­län­der, die viel er­neu­er­ba­re En­er­gie haben und somit hö­he­re Netz­ent­gel­te zah­len, weil die Auf­wen­dun­gen für die An­bin­dung von Wind­rä­dern und Photovoltaik-​Anlagen grö­ßer sind. Auch die Über­tra­gungs­net­ze sind auf­wän­di­ger. Hier bun­des­weit einen Aus­gleich zu schaf­fen, ist eine hoch­kom­ple­xe Auf­ga­be.

Daher ist es wich­tig, dass wirk­lich alle Ak­teu­re mit­ma­chen. Bei den Be­schluss­vor­schlä­gen sitzt in der ACK daher auch der Bund mit am Tisch, meis­tens über die Ab­tei­lungs­lei­tung. Alle 16 Bun­des­län­der sowie die Bun­des­netz­agen­tur dis­ku­tie­ren mit und jedes Land hat noch je ei­ge­ne Vor­stel­lun­gen, die sie ein­brin­gen wol­len. Das macht das Ver­fah­ren kom­plex, am Ende zu einer ge­mein­sa­men Er­klä­rung oder For­de­rung der Län­der zu kom­men.

Wel­che Auf­ga­ben hat­ten Sie als Staats­se­kre­tär noch rund um diese erste EnMK in Sachsen-​Anhalt?

Wünsch: Als Vor­sitz­land muss man ei­ner­seits den in­halt­li­chen Rah­men vor­den­ken und an­de­rer­seits den ge­sam­ten for­ma­len or­ga­ni­sa­to­ri­schen Rah­men ab­bil­den, von der Ge­schäfts­ord­nung über das Ein­la­dungs­pro­ze­de­re, die De­fi­ni­ti­on der Ver­an­stal­tun­gen und die Fest­le­gung von Orten bis hin zu den Son­der­kon­fe­ren­zen. Das ist her­aus­for­dernd. Ich muss­te also unter an­de­rem eine Ge­schäfts­stel­le mit Kol­le­gen und Kol­le­gen ein­rich­ten sowie Haus­halts­mit­tel für das Vor­sitz­jahr or­ga­ni­sie­ren. Und in mei­ner Funk­ti­on sind we­sent­li­che Ab­stim­mun­gen not­wen­dig. Ich habe also sehr viel te­le­fo­niert, bei­spiels­wei­se mit dem Ko­or­di­na­tor der grün-​geführten En­er­gie­mi­nis­te­ri­en und mit dem Bund. Ich muss­te die po­li­ti­sche Linie mit mei­nem Mi­nis­ter ab­stim­men und dafür Sorge tra­gen, dass die Be­schlüs­se pünkt­lich vor­lie­gen.

Da ich in mei­ner be­ruf­li­chen Vita schon zwei­mal das Ver­gnü­gen hatte, für Sachsen-​Anhalt als Vor­sitz­land tätig zu sein, ein­mal für eine Jus­tiz­mi­nis­ter­kon­fe­renz und ein­mal für eine Kon­fe­renz der Gleich­stel­lungs­mi­nis­te­rin­nen und -​minister, konn­te ich auf einen ge­wis­sen Er­fah­rungs­schatz zu­rück­grei­fen. Aber es ist ein er­heb­li­cher or­ga­ni­sa­to­ri­scher und in­halt­li­cher Auf­wand, der einen über das ganze Jahr be­glei­tet. Um­setz­bar sind der­art große Ver­an­stal­tun­gen na­tür­lich nicht im Al­lein­gang; das geht nur mit einem guten Team, das auch im Jahr der En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz ganz her­aus­ra­gend ge­ar­bei­tet hat.

Zum Schluss: Warum ist diese neue En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz Ihrer Mei­nung nach wich­tig?

Wünsch: Die neu ein­ge­rich­te­te Mi­nis­ter­kon­fe­renz hat nicht nur für Jubel ge­sorgt. Ins­be­son­de­re in­ner­halb der Wirt­schafts­mi­nis­ter­kon­fe­renz gab es ei­ni­ge Ir­ri­ta­tio­nen, dass das Thema En­er­gie von der Wirt­schaft ab­ge­kop­pelt wor­den ist und wir eine ei­ge­ne Mi­nis­ter­kon­fe­renz ein­ge­rich­tet haben. Ich möch­te aber un­ter­strei­chen, dass die­ser Schritt wich­tig war. Nicht nur wegen der En­er­gie­kri­se, die wir zu be­wäl­ti­gen hat­ten. Der Struk­tur­wan­del, der kom­plet­te Umbau der En­er­gie­ver­sor­gung hin zu einer CO2-​neutralen Wirt­schaft und En­er­gie­ver­sor­gung − dafür ist eine ei­ge­ne Län­der­kon­fe­renz not­wen­dig. Ich glau­be, diese erste En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz 2023 in Sachsen-​Anhalt hat deut­lich ge­zeigt, dass sie trotz der Quer­schnitts­the­men zu Wirt­schaft oder Um­welt als ei­gen­stän­di­ge Kon­fe­renz wich­tig ist.

Ab­tei­lung En­er­gie, Nach­hal­tig­keit, Struk­tur­wan­del

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Kli­ma­schutz und Um­welt
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Kom­mu­na­le Wär­me­pla­nung – Fahr­plan für das kli­ma­neu­tra­le Hei­zen

Um die Aus­wir­kun­gen des fort­schrei­ten­den Kli­ma­wan­dels in den kom­men­den Jahr­zehn­ten zu be­gren­zen, will Deutsch­land bis 2045 CO₂-​neutral wer­den. Die­ses Ziel er­for­dert um­fas­sen­de Maß­nah­men in ver­schie­de­nen Be­rei­chen, dar­un­ter Ver­kehr, Strom­erzeu­gung und ins­be­son­de­re Wär­me­ver­sor­gung. Ein zen­tra­ler Schritt in Rich­tung kli­ma­neu­tra­les Hei­zen ist die Ein­füh­rung der kom­mu­na­len Wär­me­pla­nung. Hier sind die wich­tigs­ten Fra­gen und Ant­wor­ten dazu im Über­blick.

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