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Wil­ling­mann: Es ist keine Zeit für Tak­tie­re­rei

En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz be­schließt Bruns­büt­te­ler Er­klä­rung

Der Bruch der Ber­li­ner Re­gie­rungs­ko­ali­ti­on hat am Frei­tag die En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz der Län­der im schleswig-​holsteinischen Bruns­büt­tel ge­prägt. An­ge­sichts der ak­tu­el­len po­li­ti­schen Ent­wick­lun­gen ver­ab­schie­de­ten die En­er­gie­mi­nis­te­rin­nen und -​minister ein­stim­mig die „Bruns­büt­te­ler Er­klä­rung“. Darin for­dern sie die Bun­des­re­gie­rung und den Bun­des­tag auf, wich­ti­ge en­er­gie­po­li­ti­sche Vor­ha­ben wie die spür­ba­re Sen­kung der En­er­gie­prei­se und die kli­ma­neu­tra­le Trans­for­ma­ti­on der Wirt­schaft trotz be­vor­ste­hen­der Neu­wah­len nicht auf­zu­schie­ben.

„Von Bruns­büt­tel geht heute das klare Si­gnal an die Bun­des­po­li­tik aus, dass wir uns an­ge­sichts der ak­tu­el­len wirt­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen keine Tak­tierei leis­ten kön­nen. Es muss Neu­wah­len geben und Bun­des­kanz­ler Olaf Scholz hat einen rea­lis­ti­schen Zeit­plan dafür skiz­ziert“, be­ton­te Sachsen-​Anhalts En­er­gie­mi­nis­ter Prof. Dr. Armin Wil­ling­mann. „Bis dahin gilt es, wich­ti­ge en­er­gie­po­li­ti­sche Vor­ha­ben nicht auf­zu­schie­ben. Wir brau­chen spür­ba­re Ent­las­tun­gen bei den En­er­gie­prei­sen, ins­be­son­de­re den Strom­netz­ent­gel­ten. Das kann ge­mein­sam – auch mit der Op­po­si­ti­on – er­reicht wer­den. Es geht vor allem darum, Ar­beits­plät­ze und Wett­be­werbs­fä­hig­keit von Un­ter­neh­men in Deutsch­land lang­fris­tig zu si­chern.“

An­ge­sichts der an­hal­ten­den Kon­junk­tur­flau­te dürf­ten nicht auch noch Wachs­tums­chan­cen ver­tan wer­den, so Wil­ling­mann. „Weite Teile der Wirt­schaft haben sich auf den Weg der kli­ma­neu­tra­len Trans­for­ma­ti­on ge­macht; dies darf nicht ins Sto­cken ge­ra­ten. Der Aus­bau er­neu­er­ba­rer En­er­gien, der Hoch­lauf der Was­ser­stoff­wirt­schaft muss zügig vor­an­ge­trie­ben wer­den. Hier gibt es auch eine klare Er­war­tungs­hal­tung in der deut­schen In­dus­trie an die Po­li­tik.“Ein­stim­mig ver­ab­schie­de­ten die En­er­gie­mi­nis­te­rin­nen und -​minister der Län­der auch zwei An­trä­ge aus Sachsen-​Anhalt. So spre­chen sich die

Mi­nis­ter für eine nach­hal­ti­ge­re Fi­nan­zie­rung der not­wen­di­gen In­ves­ti­tio­nen in Energie-​ und Wär­me­net­ze aus und schla­gen unter an­de­rem die Ein­füh­rung eines En­er­gie­wen­de­fonds vor. Mit Hilfe des Fonds soll die Ei­gen­ka­pi­tal­quo­te kom­mu­na­ler und pri­va­ter En­er­gie­un­ter­neh­men ge­stärkt wer­den, damit sie Zu­griff auf pri­va­tes Fremd­ka­pi­tal er­hal­ten und ent­spre­chen­de In­ves­ti­tio­nen fi­nan­zi­ell stem­men kön­nen. Ex­per­ten gehen von einem bun­des­wei­ten In­ves­ti­ti­ons­be­darf von 1,4 Bil­lio­nen Euro bis 2045 aus.

Auch der Be­schluss­vor­schlag Sachsen-​Anhalts zum Hoch­lauf der Was­ser­stoff­wirt­schaft traf auf Zu­stim­mung. Un­ter­neh­mens­in­ves­ti­tio­nen für die Pro­duk­ti­on und Nut­zung von Was­ser­stoff sol­len da­nach wei­ter an­ge­reizt wer­den, unter an­de­rem durch eine kon­se­quen­te­re För­de­rung für die Um­stel­lung in­dus­tri­el­ler Pro­zes­se auf Was­ser­stoff durch den Bund. Dar­über hin­aus for­dert die En­er­gie­mi­nis­ter­kon­fe­renz, Ent­wick­lungs­hin­der­nis­se wie feh­len­de Zer­ti­fi­zie­rungs­sys­te­me für grü­nen Was­ser­stoff und Treibhausgas-​Quotensysteme zeit­nah aus dem Weg zu räu­men. Fer­ner sol­len Elek­tro­ly­seu­re über das Jahr 2029 hin­aus von Strom­netz­ent­gel­ten be­freit blei­ben.

Ein wich­ti­ges Thema im Aus­tausch mit dem aus Ber­lin zu­ge­schal­te­ten Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Ro­bert Ha­beck war die Zu­kunft der Bio­en­er­gie in Deutsch­land. Wil­ling­mann hatte be­reits am Mon­tag mehr Un­ter­stüt­zung für die Bran­che ge­for­dert. „Ich freue mich, dass sich der Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter hier­für heute offen ge­zeigt hat", er­klär­te Wil­ling­mann. In Sachsen-​Anhalt dro­hen in den kom­men­den Jah­ren viele Bio­gas­an­la­gen aus der EEG-​Förderung zu fal­len, weil der Bund nach bis­he­ri­gen Plä­nen die in­stal­lier­te Leis­tung im Be­reich Bio­en­er­gie von ak­tu­ell rund 10.500 Me­ga­watt auf 8.400 Me­ga­watt im Jahr 2030 ab­schmel­zen will. Wil­ling­mann hält das für falsch. „Bio­en­er­gie mag nicht in jedem Fall kli­ma­neu­tral sein, ist aber den­noch um­welt­freund­lich und stellt eine si­che­re, re­gu­lier­ba­re En­er­gie­quel­le dar. Wir kön­nen mit Bio­gas Strom und Wärme er­zeu­gen, wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Statt schlei­chend aus der Bio­en­er­gie aus­zu­stei­gen, soll­ten wir sie wie mo­der­ne was­ser­stoff­fä­hi­ge Gas­kraft­wer­ke zu­min­dest als Brü­cken­tech­no­lo­gie nut­zen und wei­ter för­dern.“

Sachsen-​Anhalt zählt nicht nur bei Wind- und So­lar­ener­gie zu den Vor­rei­tern in Deutsch­land. Mit lan­des­weit 483 An­la­gen und einer in­stal­lier­ten Leis­tung von 518,5 Me­ga­watt liegt Sachsen-​Anhalt auch bei Bio­en­er­gie im bun­des­wei­ten Ran­king mit Platz sechs sehr weit vorne. Al­lein in den kom­men­den fünf Jah­ren wer­den im Land je­doch 170 An­la­gen nach zwan­zig­jäh­ri­ger Be­triebs­zeit aus der EEG-​Förderung her­aus­fal­len. Ob die An­la­gen einen er­neu­ten För­der­zu­schlag über zehn Jahre er­hal­ten, ist je­doch un­ge­wiss. „Bleibt es bei der Bun­des­för­de­rung mit an­ge­zo­ge­ner Brem­se, ste­hen bei uns im Land viele An­la­gen bald still“, warnt Wil­ling­mann. „So etwas halte ich ge­ra­de im länd­li­chen Raum für kaum ver­mit­tel­bar und auch nicht für zu­mut­bar.“

Und auch das von Sachsen-​Anhalt vor­an­ge­trie­be­ne Thema an­ge­mes­se­ner wirt­schaft­li­cher Be­tei­li­gung der Kom­mu­nen beim Aus­bau der Er­neu­er­ba­ren En­er­gien konn­te im Rah­men der Kon­fe­renz ge­klärt wer­den. Die vom Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um ge­plan­te De­cke­lung der Pflicht­ab­ga­be der Be­trei­ber von Wind­parks wird nicht wei­ter­ver­folgt; das teil­te Bun­des­mi­nis­ter Ha­beck den En­er­gie­mi­nis­tern im Vor­feld der Sit­zung per Brief mit.

Kon­takt

Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft,
En­er­gie, Kli­ma­schutz und Um­welt

des Lan­des Sachsen-​Anhalt
Leip­zi­ger Stra­ße 58
39112 Mag­de­burg

Te­le­fon: +49 391 567- 1950
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