Beim länderübergreifenden Hochwasserschutz an der Elbe ist ab sofort auch Schleswig-Holstein mit im Boot. Unter Mitwirkung des Umweltministeriums ist die Neufassung des Staatsvertrags über die Flutung der sachsen-anhaltischen und brandenburgischen Havelpolder jetzt abgeschlossen worden.
Bei starken Hochwassern an der Elbe können die sechs Polder auf einer Fläche von rund 10.700 Hektar insgesamt 125 Millionen Kubikmeter Wasser aufnehmen und damit die Deiche im weiteren Flussverlauf bis zur Mündung deutlich entlasten. Dadurch ließen sich die Hochwasserscheitel bei den Jahrhundertfluten 2002 und 2013 für die Unterlieger der Elbe erheblich absenken; 2002 konnte der Elbescheitel am Pegel Wittenberge (Brandenburg) so um 41 Zentimeter reduziert werden.
Mittels Staatsvertrag regeln die Elbanrainer Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen seit 2008 gemeinsam mit der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes unter anderem, wann die Polder geflutet werden und wie finanzielle Folgekosten für die Beseitigung von Schäden an Hochwasseranlagen, Infrastruktur und landwirtschaftlichen Flächen aufgeteilt werden.
Diesem Staatsvertrag ist Schleswig-Holstein nun auf Antrag beigetreten. Dafür notwendig war ein umfangreiches Verfahren, das mit Eingang der letzten Ratifizierungsurkunde nun abgeschlossen wurde. Anlass für den Beitritt Schleswig-Holsteins war die Überflutung der Stadt Lauenburg während des Elbehochwassers 2013.
Dazu sagte Umweltminister Prof. Dr. Armin Willingmann: „Der Hochwasserschutz an der Elbe ist eine grenzüberschreitende Aufgabe, die in gemeinsamer Verantwortung der Anrainer-Länder wahrgenommen wird. Der Staatsvertrag über die Havelpolder ist ein zeitgemäßes Beispiel für eine vorsorgliche Regelung bei künftigen Elbehochwassern im Norden Sachsen-Anhalts und den angrenzenden Bundesländern. Dies ist umso wichtiger angesichts des fortschreitenden Klimawandels, durch den extreme Wetterereignisse und in der Folge auch starke Hochwasser zunehmen werden.“
Hintergrund:
Die Havelpolder sind ein gesteuertes System von Flutungspoldern links und rechts der Havel, die bei starkem Hochwasser der Elbe zum Einsatz kommen. Etwa 4.600 der insgesamt rund 10.700 Hektar liegen in Sachsen-Anhalt – ebenso wie die an der Havelmündung befindliche Wehrgruppe Quitzöbel, über welche die Steuerung der Polder erfolgt. Weitere Informationen zu den Poldern gibt es unter https://havelpolder.de/hochwasser/de/#.
Derzeit sind die Havelpolder noch die einzigen Flutungspolder an der Elbe. Im Zuge des Maßnahmenprogramms „Fluss, Natur, Leben“ des Umweltministeriums, welches die Hochwasserstrategie des Landes „Stabil im Klimawandel“ untersetzt, sind vier weitere Polder sowie elf Deichrückverlegungen geplant, durch die entlang der Elbe in Sachsen-Anhalt insgesamt gut 10.900 Hektar neue Überflutungsflächen geschaffen werden sollen.