FAQ: Igelschutz in Sachsen-Anhalt
Igel zählen zu den niedlichen Besuchern im Garten, sie gehören inzwischen aber auch zu den gefährdeten Arten. Nachdem es Igel in den vergangenen Jahren mangels Nahrungsangebot vom Land verstärkt in die Gärten gezogen hat, drohen ihnen dort immer häufiger neue Gefahren: Mähroboter. Viele der automatischen Gartengeräte haben keinen Wildtierschutz und können Igel oder andere Kleintiere, insbesondere Amphibien, auch nicht erkennen. Und so kommt es gerade in der Dämmerung und nachts, wenn Igel und andere Tiere auf Nahrungssuche sind, vermehrt zu schweren oder tödlichen Verletzungen.
- Steht der Igel unter besonderem Schutz?
- Warum sind Igel gefährdet?
- Welche Verletzungen können auftreten und was ist bei einem verletzten Igel zu tun?
- Was sollten Garten- und Grundstücksbesitzer beachten, wenn sie moderne Technik wie Mähroboter einsetzen?
- Warum ist der Herbst ein besonderer Zeitpunkt, um auf Igel zu achten?
- Was können Bürgerinnen und Bürger tun, um Igeln zu helfen?
- Wie setzt sich das Umweltministerium für einen besseren Igelschutz in Sachsen-Anhalt ein?
- Wo können sich Bürger weiter informieren und welche Stellen sind zuständig?
Steht der Igel unter besonderem Schutz?
Ja, denn der bei uns heimische Westliche Igel (auch Braunbrustigel oder Westigel genannt) gehört zu den besonders geschützten Tierarten in Deutschland. Das bedeutet, dass er weder gefangen, verletzt noch getötet werden darf und auch seine Lebensräume zu schützen sind.
Rechtlich ist der Igel nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) und § 7 Abs. 2 Nr. 13 a des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschützt. In Sachsen-Anhalt wird der Igel zusätzlich in der Roten Liste als gefährdet (Kategorie 3) geführt. Das zeigt, dass sein Bestand zurückgeht und es wichtig ist, ihn und seine Lebensräume dauerhaft zu erhalten.
Warum sind Igel gefährdet?
Der Lebensraum des Igels schrumpft und wird gefährlicher: Dichter Straßenverkehr, aufgeräumte Gärten und Grundstücke ohne Verstecke sowie der Einsatz von Chemikalien setzen ihnen stark zu. Hinzu kommen neue Risiken: Mähgeräte wie Mähroboter und Fadenschneider können die nachtaktiven Tiere schwer verletzen, da sie nicht fliehen, sondern sich bei Gefahr zusammenrollen – gegen scharfe Klingen bieten ihre Stacheln aber keinen Schutz.
Auch ungesicherte Pools stellen eine große Gefahr dar. Igel können zwar schwimmen, finden aber an glatten Wänden keinen Halt und ertrinken oft, wenn sie keinen Ausweg finden.
Ebenso gefährlich sind Laubbläser und -sauger: Sie zerstören wertvolle Unterschlupf- und Nahrungsplätze und können kleinere Tiere wie Igel, Amphibien oder Insekten schwer verletzen oder sogar einsaugen.
Welche Verletzungen können auftreten und was ist bei einem verletzten Igel zu tun?
Typische Verletzungen durch Mähroboter sind tiefe Schnittwunden, abgetrennte Gliedmaßen oder starke Blutungen. Viele Tiere sterben sofort oder sind so schwer verletzt, dass ihre Überlebenschancen gering sind.
Wenn Sie einen verletzten Igel finden, sollten Sie ihn nicht sich selbst überlassen. Gemäß § 45 Abs. 5 BNatSchG dürfen verletzte oder kranke Wildtiere, insbesondere besonders geschützte Arten, aufgenommen und gepflegt werden. Setzen Sie den Igel vorsichtig in einen mit Handtuch ausgelegten Karton und stellen Sie ihn an einem ruhigen, warmen Ort. Achten Sie darauf, das Tier möglichst wenig zu stressen. Sollten Sie je nach Verletzungen unsicher über erforderliche Behandlungs- oder Pflegemaßnahmen sein , nehmen Sie Kontakt mit einer Wildtierauffangstation oder der Unteren Naturschutzbehörde auf und bringen Sie das Tier gegebenenfalls in fachkundige Pflege.
Was sollten Garten- und Grundstücksbesitzer beachten, wenn sie moderne Technik wie Mähroboter einsetzen?
Um Igel und andere Kleintiere zu schützen, sollten Mähroboter ausschließlich am Tag und nicht in der Dämmerung oder nachts verwendet werden.
Wenn möglich, nutzen Sie Geräte mit Tierschutz-Sensorik oder automatischer Abschaltung bei Bodenkontakt.
Vor dem Mähen sollte das Gelände kontrolliert werden, insbesondere Laubhaufen, Hecken und Komposthaufen, in denen sich Igel verstecken könnten.
Warum ist der Herbst ein besonderer Zeitpunkt, um auf Igel zu achten?
Im Herbst bereiten sich Igel auf den Winterschlaf vor. Sie müssen Fettreserven aufbauen, während die Jungtiere des Spätsommers noch unterwegs sind.
In dieser Phase sind sie besonders anfällig – der Straßenverkehr, Gartenarbeiten oder nächtliche Mähroboter stellen dann ein erhöhtes Risiko dar.
Achten Sie deshalb in dieser Zeit besonders auf langsame Bewegungen im Garten und auf kleine Raschelgeräusche im Laub.
Was können Bürgerinnen und Bürger tun, um Igeln zu helfen?
Jeder kann aktiv zum Igelschutz beitragen, oft schon mit einfachen Mitteln:
- Betreiben Sie Mähroboter nur tagsüber und stellen Sie sie nach Einbruch der Dunkelheit in die Garage.
- Sichern Sie Pools, Brunnen, Regentonnen und Gruben oder versehen Sie sie mit Ausstiegshilfen.
- Gestalten Sie Ihren Garten naturnah: Lassen Sie Laub und Reisig liegen oder schichten Sie sie als Haufen auf – sie dienen Igeln als Winterquartier.
- Setzen Sie Laubbläser und -sauger mit geringer Leistung und außerhalb dichter Vegetation ein.
- Verzichten Sie auf chemische Pflanzenschutzmittel, da sie Igel und ihre Beutetiere gefährden.
- Halten Sie Durchgänge im Zaun (mindestens 13 × 13 cm) frei, damit Igel ihre Streifgebiete erreichen können.
- Prüfen Sie Regentonnen, Kompost- und Laubhaufen vorsichtig, bevor Sie sie leeren oder bewegen.
- Stellen Sie flache Schalen mit Wasser bereit, besonders in trockenen Herbstwochen.
- Füttern Sie Igel nur im Notfall: Verwenden Sie hochwertiges Katzenfutter mit hohem Fleischanteil, aber keine Milch oder gewürzten Speisereste.
Mit solchen Maßnahmen tragen Bürgerinnen und Bürger nicht nur zum Schutz einzelner Tiere, sondern auch zur Förderung der Artenvielfalt im eigenen Garten bei.
Wie setzt sich das Umweltministerium für einen besseren Igelschutz in Sachsen-Anhalt ein?
Bei der Umweltministerkonferenz vom 13. bis 14. November 2025 in Saarbrücken wird Sachsen-Anhalt einen Antrag unterstützen, der die Einführung einheitlicher Schutzmaßnahmen für Igel und kleine Wildtiere auf Bundesebene fordert und den Einsatz von motorisierten Gartengeräten wie Mährobotern, Freischneidern und Laubsaugern regulieren will.
„Mähroboter müssen nicht nachts fahren. Und es ist heute auch kein Hexenwerk mehr, sie mit technischen Schutzmaßnahmen wie einer digitalen Erkennung von Tieren auszustatten. Ich halte es deshalb für sinnvoll, wenn Kommunen die Betriebszeiten für Mähroboter einschränken.“
Prof. Dr. Armin Willingmann, Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-anhalt
Mittelfristig sollen danach neben der Definition von Betriebszeiten auch produktbezogene Regelungen geschaffen werden. So soll sichergestellt werden, dass in Verkehr gebrachte automatisierte Mäh- und Schneidemaschinen lebende Hindernisse erkennen, automatisch stoppen oder ihren Weg ändern. Zudem sollten die Geräte über eine automatische Nachtabschaltung verfügen, um die Gefahr von Verletzungen oder Tötungen der Tiere zu bannen.
In Sachsen-Anhalt geht die Stadt Halle bereits mit gutem Beispiel voran: Eine Allgemeinverfügung sieht zum Schutz nachtaktiver Kleintiere ein Betriebsverbot von Mährobotern zwischen 18 und 8 Uhr vor.
Wo können sich Bürger weiter informieren und welche Stellen sind zuständig?
Informationen zum Umgang mit Wildtieren und zum Artenschutz erhalten Sie bei der Unteren Naturschutzbehörde Ihres Landkreises oder Ihrer kreisfreien Stadt.
Darüber hinaus informieren auch der BUND, der NABU und lokale Umweltverbände über eine igelfreundliche Gartengestaltung





