FAQ – Gasversorgung in Sachsen-Anhalt

Mit der Ausrufung der zweiten Stufe des Notfallplans Gas, der Alarmstufe, reagiert der Bund auf die seit dem 14. Juni 2022 deutlich reduzierten Gas-Lieferungen aus Russland.
Wie die Versorgungslage in Sachsen-Anhalt aussieht und welche Maßnahmen ergriffen werden, erfahren Sie in unserem FAQ.
- Warum wurde die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen?
- Wie sieht die Versorgungslage in Sachsen-Anhalt aus?
- Wie kann russisches Pipeline-Gas langfristig ersetzt werden?
- Wie entwickelt sich die Gasversorgung in den benachbarten EU-Ländern?
- Wird die Laufzeit von Atomkraftwerken verlängert?
- Welche Entlastungsmaßnahmen angesichts hoher Energiepreise wurden bislang beschlossen?
- Wird in Sachsen-Anhalt heute noch Erdgas gefördert?
- Könnte die Versorgungssicherheit mit Fracking erhöht werden?
- Was können Unternehmen und Privathaushalte tun, um Energie zu sparen?
- Gibt es in Sachsen-Anhalt Kohlekraftwerke, die für eine Wiederinbetriebnahme in Frage kommen?
- Werden Gasvorräte im Ernstfall rationiert oder gezielt zugeteilt?
- Wo sind weitere Informationen zu finden?
Warum wurde die Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen?
Russland hat seine Gaslieferungen entgegen geltender Verträge mehrfach reduziert und inzwischen eingestellt. Die ausfallenden Mengen können derzeit noch am Markt beschafft werden, jedoch zu deutlich höheren Preisen.
Wie sieht die Versorgungslage in Sachsen-Anhalt aus?
Die Versorgung mit Erdgas ist abgesichert; die Bundesnetzagentur erwartet für den Winter 2022/2023 keine Gasmangellage.
Die gute Versorgungslage resultiert daraus, dass es der Bundesregierung in den vergangenen Monaten gelungen ist, Erdgas aus anderen Ländern zu beziehen. Die Hauptanteile an der aktuellen Gasversorgung Deutschlands hatten zuletzt Norwegen mit 38 Prozent, die Niederlande mit 24 Prozent und sonstige Lieferländer mit 23 Prozent (darunter Belgien, Großbritannien). Die Erdgasspeicher werden daher wie in den vergangenen Jahren auch weiter als Reserve dienen und nur bei Bedarf für die Versorgung genutzt.
Datenquelle: Die Daten bezieht die Bundesnetzagentur von den Betreibern der Erdgasspeicher über die europäische Transparenzplattform AGSI+.

Wie kann russisches Pipeline-Gas langfristig ersetzt werden?
In den kommenden Jahren soll Erdgas verstärkt über den Seeweg importiert werden. Nach weniger als 200 Tagen Bauzeit wurde Mitte November bereits das erste schwimmende LNG-Gasterminal in Wilhelmshaven fertiggestellt und im Dezember eröffnet. Im Auftrag der Bundesregierung werden derzeit drei weitere schwimmende LNG-Terminals geplant bzw. gebaut – in Stade (Niedersachsen), Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) und Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern). Im Oktober hatte die Bundesregierung zudem einen Vertrag für ein fünftes staatlich gemietetes LNG-Terminal geschlossen. Es soll ab Herbst 2023 in Wilhelmshaven eingesetzt werden. Die Kapazität der Pipelines soll zwischen 5 und 13 Milliarden Kubikmetern pro Jahr liegen.
Darüber hinaus haben sich Bund und Länder vorgenommen, den Ausbau Erneuerbarer Energien zu beschleunigen, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren.
Wie entwickelt sich die Gasversorgung in den benachbarten EU-Ländern?
Auch in den an Deutschland grenzenden EU-Nachbarländern bleibt die Versorgung mit Gas stabil. Kommt es in einem angrenzenden Land zu Engpässen, kann deutsches Gas verstärkt exportiert werden. Dies ist nach Angaben der Bundesnetzagentur mit Stand vom 28.11.2022 aktuell nicht der Fall.
Wird die Laufzeit von Atomkraftwerken verlängert?
Um die Stabilität des Stromnetzes im Winter 2022/2023 zu gewährleisten, hat sich die Bundesregierung darauf verständigt, dass der Leistungsbetrieb der Kernkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim 2 und Emsland über den 31.12.2022 hinaus bis längstens zum 15.04.2023 ermöglicht werden soll. Die Bundesregierung hat ferner festgelegt, dass es beim Ausstieg aus der Atomkraft bleibt, dieser zum 15.04.2023 vollzogen wird.
Welche Entlastungsmaßnahmen angesichts hoher Energiepreise wurden bislang beschlossen?
Die Bundesregierung hat angesichts stark steigender Preise drei Entlastungspakete im Jahr 2022 mit umfassenden Maßnahmen für Verbraucher und Unternehmen auf den Weg gebracht. Die Hilfsleistungen der drei Entlastungspakete summieren sich aktuell auf rund 100 Milliarden Euro. Informationen zu den ersten drei Paketen gibt es auf den Internetseiten des Bundesfinanzministeriums.
Um Verbraucher und Unternehmen nachhaltig von hohen Energiekosten zu entlasten, hat sich die Bundesregierung kürzlich auf einen umfassenden Abwehrschirm im Volumen von rund 200 Milliarden Euro verständigt. Er soll dazu beitragen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die ökonomische Leistungsfähigkeit des Landes zu wahren. Im Kern plant die Regierung nun neben einer Strompreisbremse auch eine Gaspreisbremse für private Haushalte und Unternehmen. Weitere Informationen hierzu gibt es auf den Internetseiten des Bundeswirtschaftsministeriums.

Wird in Sachsen-Anhalt heute noch Erdgas gefördert?
Auf sieben Teilfeldern in der Altmark wird noch immer Erdgas in geringen Mengen gefördert. Zuletzt waren es knapp 300 Millionen Kubikmeter. Neubohrungen sind nicht geplant, zuletzt ging es um den Rückbau und die Verfüllung stillgelegter Förderstellen.
Könnte die Versorgungssicherheit mit Fracking erhöht werden?
Beim Fracking wird Erdgas mithilfe von Chemikalien und Druck aus Gestein gepresst. In der Regel geht es um Gasvorkommen in Schiefer-, Ton- und Mergelgestein, weshalb umgangssprachlich auch von „Schiefergas“ gesprochen wird. Das sogenannte unkonventionelle Fracking ist in Deutschland unter anderem zum Schutz des Trinkwassers verboten.
In Sachsen-Anhalt sind keine gewinnbaren Schiefergas-Vorkommen bekannt. Unabhängig davon und von möglichen Risiken für Natur und Trinkwasser würde Fracking auch aufgrund der erforderlichen langwierigen Genehmigungsverfahren weder kurz- noch mittelfristig dazu beitragen, die Abhängigkeit Deutschlands von Energieträger-Importen zu verringern.
Was können Unternehmen und Privathaushalte tun, um Energie zu sparen?
Industrie und Verbraucher sind gleichermaßen dazu aufgerufen, Energie zu sparen. Je mehr Energie in den warmen Monaten eingespart werden kann, desto mehr steht für die Wintermonate zur Verfügung. Gerade in der Heizsaison wirkt sich eine Änderung unseres Energieverhaltens besonders deutlich aus: Wird in den bundesweit insgesamt 41 Millionen Haushalten die Temperatur um durchschnittlich ein Grad Celsius abgesenkt, sinkt der Gesamtverbrauch während der Heizperiode um sechs Prozent. In Sachsen-Anhalt machen laut Landes-Energiebilanz aus 2019 Haushalte 25 Prozent des Endenergieverbrauchs bei Erdgas aus. Im Industriebereich sind es 62 Prozent.

Gibt es in Sachsen-Anhalt Kohlekraftwerke, die für eine Wiederinbetriebnahme in Frage kommen?
In Sachsen-Anhalt ist nach aktuellem Stand keine Wiederinbetriebnahme von bereits abgeschalteten Kohlekraftwerken geplant. Das Kraftwerk in Deuben zum Beispiel wurde am 7. Dezember 2021 heruntergefahren und bleibt aller Voraussicht nach aus technischen Gründen außer Betrieb. Der Bund plant mit Kraftwerken in anderen Bundesländern.
Werden Gasvorräte im Ernstfall rationiert oder gezielt zugeteilt?
Wenn die Gasmärkte zu stark eingeschränkt sind und die Versorgungslage erheblich verschlechtert ist, rückt mit der Notfallstufe die dritte Stufe des Notfallplans Gas näher und die Bundesnetzagentur kann als so genannter „Bundeslastverteiler“ eingesetzt werden. Kommt es im Ernstfall zu Abschaltungen, wären private Haushaltskunden, soziale Einrichtungen wie z. B. Krankenhäuser und Gaskraftwerke, die zugleich auch der Wärmeversorgung von Haushalten dienen, weiter geschützt, und es müssten Industrieunternehmen im Gasverbrauch reduziert oder abgeschaltet werden. Welche Unternehmen davon betroffen sein können, ist derzeit Gegenstand der aktuellen Abwägungsentscheidungen der Bundesnetzagentur.
Wo sind weitere Informationen zu finden?
Die Bundesnetzagentur veröffentlicht auf ihrer Webseite einen regelmäßigen Bericht zur aktuellen Lage der Gasversorgung in Deutschland sowie weitere Hintergrundinformationen und ein FAQ zum Notfallplan Gas und zu den Krisenstufen.
Fragen und Antworten zur Gasumlage zur Sicherung der Gas- und Wärmeversorgung hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hier zusammengestellt.